Über die Qualitäten eines Schauspielers lässt sich einiges erfahren, wenn man sich anschaut, wer ihn engagiert. Lukas Miko gab sein Filmdebüt (heuer vor 30 Jahren übrigens) bei Michael Haneke, als Amokläufer in dessen Drama „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“; er hat seither viel Kino und TV für eine exquisite Riege heimischer Regisseurinnen und Regisseure gedreht. Darunter: Anja Salomonowitz, Barbara Albert, Markus Schleinzer, Adrian Goiginger, Philipp Stölzl, Antonin Swoboda, Andreas Prochaska, Marvin Kren.
„Das Zuhören. Das macht was mit einem.“
Miko ist, wie man so sagt, Charakterdarsteller. Nicht unbedingt der Star eines Films, sondern ein Schauspieler, der dem Geschehen Farbe, Tiefe, Eigenart, in seinem Fall oft: Abgründigkeit verleiht. Für diese Lebensleistung hat er am Donnerstag – seinem 53. Geburtstag – den Großen Schauspielpreis der Diagonale erhalten. Seiner Kollegin Marion Mitterhammer, die dazu die Laudatio verfasste, verriet er eines seiner Arbeitsgeheimnisse: „Das Zuhören. Das macht was mit einem.“ Nämlich: eine Darstellkunst, die „stets bleibende Eindrücke hinterlässt und uns immer wieder zeigt, wie schön es doch ist, gemeinsam zu spielen, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen, uneitel, sich der Sache widmend“, schreibt sie. Er sei „frei jeder Gefallsucht, wirklich der Sache dienend.“
Aufgewachsen ist Miko in Wien. Nach der Matura 1989 besuchte er in George Taboris legendärem Theater der Kreis einen Schauspiel-Workshop, bekam von dem großen Theaterzauberer bald kleine Rollen übertragen. Köder geschluckt, es folgte: das Reinhardt-Seminar, dann das Conservatoire de Paris. Haneke. Engagements am Residenztheater in München, am Burgtheater, an den Theatern Basel und Klagenfurt. In Paulus Mankers „Alma“ spielte er eine Zeit lang den Komponisten Gustav Mahler.
Im Kino war er zuletzt als heroinabhängiger Stiefvater in „Die beste aller Welten“, zu sehen, als Kaiser im Historiendrama „Angelo“, als überforderter Asylheimleiter in „Me, We“. Derzeit spielt er einen integren „Standard“-Journalisten in Antonin Svobodas „Persona Non Grata“. Die Rolle ist dem Darsteller schwieriger, ambivalenter Charaktere im realen Leben nicht fremd: Miko zählt zu den Initiatoren von #KlappeAuf, einer Initiative heimischer Filmschaffender gegen Verhetzung, Entsolidarisierung und für die Erhaltung lebendiger Demokratie mit den Mitteln der Kunst und Kultur.
Ganz im Spirit praktizierter Solidarität widmete er seinen Preis am Donnerstag denn auch der Zusammenarbeit im Filmbetrieb – von Regisseurinnen und Regisseuren bis zu Maskenbildnerinnen und Beleuchtern. Und dankte besonders den Drehbuchautorinnen und Autoren: „Viel von dem Lob, das Schauspieler einheimsen, geht auf ihre Arbeit zurück. AUch seiner verstorbenen Mutter, „der ich sehr viel verdanke“, seinen beiden Kindern und seiner Frau dankte der Ausgezeichnete: „Sie ist eine wundervolle Performancekünstlerin, die mich auf dem sozialen und politischen Auge sehender gemacht hat.“