Die Unschuld

Alleinerzieherin Saori (Sakura Andō) gibt das verhaltensauffällige Benehmen ihres Sohnes zunehmend Grund zur Sorge. Als Minato (Soya Kurokawa) nicht nach Hause kommt und in einem Tunnel aufgefunden wird, hegt sie einen Verdacht. Sie glaubt, ein Lehrer würde ihr Kind misshandeln. Der japanische Regie-Virtuose Hirokazu Koreeda („Shoplifters“) erzählt das aus drei Blickwinkeln: Mutter, Lehrer und schließlich Sohn. Was als bedrückendes Psychogramm beginnt, entpuppt sich als eine warmherzige Geschichte über Außenseiterfreundschaft. Brillant konstruiertes Melodram, das mit sanften Klängen des 2023 verstorbenen Ryūichi Sakamoto zu emotionalen Höhenflügen ansetzt. (pog) ●●●●○

The Kill Room

Patrices (Uma Thurman) Kunstgalerie in New York läuft schlecht. Das Geld fehlt, Künstlerinnen wechseln zur Konkurrenz. Da kommt das Angebot des Kleinkriminellen Gordon (Samuel L. Jackson), ihm und Kumpel Reggie (Joe Manganiello) bei der Geldwäsche zu helfen, ganz recht. Immerhin, wer weiß schon in der Welt der Kunst, was wertvoll ist? Reggie malt unter dem Pseudonym „The Bagman“ selbst und die Kunst mutiert zum großen Hit. Uma Thurman hat sich in den letzten Jahren rar gemacht. Ihr Auftritt mit „Pulp Fiction“-Co-Star Jackson ist vielleicht den Eintritt wert. Doch unterm Strich präsentiert sich hier eine Kunstsatire, die wenig Biss, keinen Pep und kaum Gefühl für Timing hat. Es reicht nicht, zu sagen, dass Kunstsammler reiche Spinner sind, um damit billig Lacher einzuheimsen. (sg) ●●○○○

Ghostbusters: Frozen Empire

Die Ghostbusters sind retour. Und nach einem etwas bizarren Abstecher nach Oklahoma geht es diesmal zurück zum Epizentrum des ganzen Franchises: nach New York. Gary Grooberson (Paul Rudd) und Spengler-Tochter Callie (Carrie Coon) sind noch immer ein Paar und haben mit Callies Kindern Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenna Grace) das Familienbusiness übernommen. Doch ihr Alltag wird von einem mächtigen, das Ende der Welt herbeiführen wollenden Geist unterbrochen. Der fiese Widersacher bringt sogar die alte Garde (Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson, Annie Potts) dazu, aus dem Ruhestand zurückzukehren, bevor New York eine weitere Eiszeit erlebt. Auch einige Gags, Sets und Cameos fischen nach nostalgischen Sympathien. Dazwischen bleibt der neue Film etwas zu steif. Die Lacher, passend zum Endgegner, unterkühlt. Auch das entscheidende Finale ist einfach zu steril geraten. Ghostbusters war einfacher, herrlicher 1980s-Kitsch. Vielleicht sollte man die Geisterjäger dort belassen. (sg) ●●●○○

My Sailor, My Love

Dass die Amerikaner gerne Filme in Irland drehen und die ganze Insel in ein kitschig-grünes Märchenland verwandeln, ist nichts Neues. Dass die Finnen dort eine Romanze drehen, kommt etwas unerwartet. Auch wenn sich die Figuren in „My Sailor, My Love“ etwas ruhiger gebärden, und nicht wie ein wilder Leprechaun durchs Bild rennen, kann der Film nicht wirklich überzeugen. Der ehemalige Seefahrer Howard (James Cosmo) lebt nach dem Tod seiner Frau allein im Haus fernab des Dorfes. Da er nie gelernt hat, sich um sich selbst zu kümmern, noch nicht reif fürs Heim ist, engagiert Tochter Grace (Catherine Walker) Haushaltshilfe Annie (Brid Brennan). Aus der anfänglichen Antipathie der beiden wird bald Liebe, Howard für Annies Enkelkinder sogar ein Ersatzgroßvater. Doch den zweiten Frühling und den neuen Sinn im Leben ist Grace, die nie eine gute Beziehung zum Vater hatte, bald neidig. Und so stolpert der Film, bei der die wenigsten Figuren wirklich etwas dazulernen, ungeschickt hin und her und wählt zum Schluss den vorhersehbarsten Weg. Schade drum. Nicht mal kitschige Landschaftsbilder können das noch rausreißen. (sg) ●●○○○