Ihnen ist es gelungen, die gezeichnete Linie räumlich werden zu lassen: in durchwegs mit dem Stift ausgeführten Arbeiten, deren intrikate Schilderungen oft ganze Räume füllen und zu installativen Erzählungen mutieren. Dass Marleen Leitner und Micheal Schitnig für ihre Gemeinschaftsarbeiten im „Studio Asynchrome“ vorab oft ausgedehnte Themen- und Hintergrundrecherchen betreiben, ist ebenso zu einem Markenzeichen des Duos geworden wie die politische Dimension ihrer begehbaren Erzählungen.
Da darf es also überraschen, dass die beiden in ihren jüngsten Gemeinschaftsarbeiten eine ganz andere Richtung einzuschlagen scheinen: „Body Works“ ist der Titel der Schau, die bis Mitte Juni im Gerhard-Roth-Saal des Greithhauses im südweststeirischen St. Ulrich zu sehen ist. Gezeichnete und gemalte Körper, Körperteile und -fragmente, Knochen und Organe versammeln sich – teils wie verstreute Puzzleteile, teils wie tanzend - auf Blättern und Leinwänden, Leiber scheinen sich in Auflösung oder zumindest Transformation zu befinden. Da in feinst gestrichelten, teils intensiv farbigen Tuschearbeiten, dort in pastoser, mit großem Gestus ausgeführter Mischtechnik.
Wie in allen Projekten des Duos, erzählt Leitner, seien die Arbeiten der „Body Works“ im Dialog entstanden, und im performativen Akt. Wer will, kann in den Bildern– vor dem Hintergrund von Asynchromes jahrelanger Auseinandersetzung mit sozialen und politischen Fragen – eine Rückeroberung des Körperlichen sehen: Aus der Interaktion von Schädeln, Torsi, Extremitäten, Gebeinen lassen sich Zuwendung, Intimität, Spielerei, Aggression herauslesen. Wie immer bei Studio Asynchrome sind aber auch soziale Fragen und Konstellationen in die Zeichnungen und großformatigen Gemälde verarbeitet: der Körper als Produkt und Produzent von Gesellschaft wird auch in den sinnlichen, scheinbar so persönlichen Arbeiten sichtbar.
Neues theatrales Format
Fragmente körperlicher und politischer Extreme legte bei der Eröffnung der Ausstellung „Body Works“ auch die Performance „Mono“ nach Samuel Becketts „Endspiel“ offen: Mit Franz Hautzingers delikat unheildrohenden Trompetentönen als Dialogpartner unternahm der Schauspieler Heinz Weichselbraun in einem eindringlichen Solo eine Erkundung des apokalyptischen Texts: Auftakt eines neuen theatralen Formats, bei dem das Haus mit dem aus Wies stammenden Schauspieler Simon Hatzl kooperiert: „Greith Denken“ will zweimal pro Jahr dramatische (Reflexions-)Räume der Gegenwart ausloten – das nächste Mal am 26. Oktober, wenn sich Hatzl und Clemens Bergdorf als „Spitzenkandidaten“ der Sonntagsfrage stellen werden. Sowie dem Streitpunkt, ob es auch ohne Populismus geht…