Jetzt ist es auch schon wieder fast 400 Jahre her, dass Hans Ulrich von Eggenberg seinen Familienstammsitz zu einem Prunkschloss ausbauen ließ. Von seinem Freund (und häufigen Schuldner) Kaiser Ferdinand II. eben zum „Gubernator“ von Innerösterreich ernannt, benötigte Eggenberg Repräsentatives und beauftragte anno 1625 den Italiener Pietro de Pomis, einen Stararchitekten des 17. Jahrhunderts, mit dem Bau. Einzigartig: In dessen Errichtung spielte nicht nur das Selbstdarstellungsbedürfnis des ambitionierten Adeligen eine Rolle – in das Schloss verbaut finden sich sogar astrologische und alchemistische Thesen.

Bis heute gilt die barocke Anlage mit ihren außerordentlichen Prunkräumen, Planetensaal, Landschaftsgarten und den mittlerweile dort untergebrachten Sammlungen des Universalmuseums Joanneum (UMJ) zu den wichtigsten Kulturdenkmälern Österreichs. Seit 2010 gehört es zum UNESCO-Welterbe.

„Ewige Erfolgsgeschichte“

Angesichts derartiger historischer Opulenz wird das 400-Jahr-Jubiläum des Schlosses 2025 zum Anlass für eine Neubetrachtung. Das Schloss Eggenberg wird zum Schauplatz der dritten Steiermark-Schau. Nach Herberstein 2023 ist damit ein weiterer schon bisher populärer Standort gefunden.

Die multimediale Großausstellung soll eine Einladung sein, „einen unverfälschten Blick auf die Geschichte des Schlosses und all seine Bewohner*innen zu werfen“ gab das Universalmuseum Joanneum am Montag bekannt. Prunkräume und Planetensaal werden dabei als Bühne für die Inszenierung einer fürstlichen Familie fungieren, „die es geschafft hat, ihr Scheitern mithilfe eines Kunstwerks zur ewigen Erfolgsgeschichte zu formen.“ Denn die Aufsteigerfamilie Eggenberg, als Kriegsherren und Geldgeber lange in kaiserlicher Gunst, steuerte vor dem Erlöschen der männlichen Erblinie 1717 geradewegs in den Ruin. Nebst verschwenderischer Ausgaben einer der Faktoren: die Polykrisen der Epoche – Krieg, Seuchen und Hunger, Glaubenskonflikt und Klimakrise, Hyper-Inflation und Staatsbankrott.
Klingt verdächtig bekannt – folgerichtig sieht Marko Mele, wissenschaftlicher Direktor des UMJ., in der Ausstellung eine „großartige Chance“, auch „prägende Themen in unserem Leben anzusprechen, zu verknüpfen und in Kontext zu setzen.“

Die Verantwortlichen der der Steiermark-Schau 2025
Die Verantwortlichen der der Steiermark-Schau 2025 © UMJ/JJ Kucek

Schloss Eggenberg und seine Geschichte könne als großes Schauspiel gelesen werden, als Drama um Ambition und Scheitern, Glanz und Verfall – und das nicht nur anhand fürstlicher Schicksale, sondern auch durch Einblick etwa in das Leben von Leibbarbier, Mundköchin, „Zimmermensch“.

„Reflexion der steirischen Geschichte“

Landeshauptmann Christopher Drexler, Initiator des biennalen Großprojekts Steiermark-Schau, sieht in der Ausstellung „eine große Reflexion der steirischen Geschichte“. Es werde „viel an herausragender Inhouse-Kompetenz miteingepflegt und in Kooperation mit internationalen Ausstellungs-Machern zu einem einzigartigen Gesamterlebnis gemacht.“

Paul Schuster, Leiter von Schloss Eggenberg, und sein kuratorisches Team konzipieren mit dem preisgekrönten Content- und Ausstellungsdesignteam von Studio Louter und OPERA Amsterdam die Ausstellung für die 24 Prunkräume. Nebst internationalen Leihgaben und einem historischen Musikprogramm (in Kooperation mit der Styriarte) wird ein mobiler Kunst-Pavillon als Brücke in die Gegenwart auch 2025 zum Programm gehören. Dessen Standorte: nicht nur in Eggenberg selbst, sondern auch in Wien, Ljubljana, Zagreb und steirischen Regionen. Die Eröffnung der Steiermark-Schau ist im April 2025 geplant, die Laufzeit bis November. Das Projekt-Budget beträgt 6,7 Millionen Euro.