Sehr gut: Der Frühling beginnt heuer schon am 28. Februar. Zumindest im Institut für Kunst im öffentlichen Raum (KiöR), das sein diesjähriges Programm mit einer Kooperation eröffnet: Gemeinsam mit der Kunstsektion des Elevate-Festivals bespielt das Institut ab Mittwoch Graz mit temporären Kunst- und Klanginstallationen. Nach Brian Eno hat nun etwa der Musiker und Produzent Dorian Concept Musik für den Grazer Schlossberglift komponiert, derweil Regisseur Sebastian Brauneis sich in seinem Film „while…“ auf die Suche nach dem ephemeren „Im-Moment-sein“ macht. Der Film wird im öffentlichen Raum von Graz gezeigt – nebst Installationen, Interventionen und Interlinks.

Peter Piek: schwebender Stock im Skulpturenpark
Peter Piek: schwebender Stock im Skulpturenpark © Peter Piek

Richtig los geht es mit dem KiöR-Frühling dann ab 23. März. An seinem bekanntesten Schauplatz:  Am Palmsonntag eröffnet die Saison im Österreichischen Skulpturenpark, Programm für die Jüngsten gibt es kurz darauf mit Osternestsuche und Kunst-Workshop am Ostermontag (1. April). Pünktlich zum Frühligsfest am 26. Mai nimmt dann das Artists-in-Residence-Programm des Instituts seinen Auftakt: 25 Kunststudierende der Wiener Angewandten aus der Klasse von Hans Schabus bauen unter der Leitung von Künstlerin Claudia Märzendorfer eine schwebende Siedlung aus Vogelhäuschen in den Park – ein proaktiver Betrag zum Arten- und Klimaschutz mit den Mitteln der Kunst. Eine Adaptierung der Installation „In Then Out“ sowie eine scheinbar schwerelose Installation von Peter Piek sind neu. Und Michael Schusters Arbeit „For Your Information“ bekommt eine auf der Hand liegende Funktion zugewiesen: als Info-Pavillon am Eingang. Von 21. bis 23. Juni steigt das STERRRN-Festival des Grazer Grrrls Kulturvereins, am 11. September wird im Zuge des populären Spätsommerfests Mario Terzic‘ „Arche aus lebenden Bäumen“ vom Stapel gelassen. Ein „Publikumsrenner“, so KiöR-Chefin Elisabeth Fiedler, beschließt die Park-Saison: ein Vollmondspaziergang am 17. Oktober.

Lisa D.: „In Search of Fulfillment“
Lisa D.: „In Search of Fulfillment“ © Brigitte Bidovec

14 Projekte strotz schmalen Budgets

Jenseits des Skulpturenparks hat das umtriebige Institut trotz schmalen Budgets ein stattliches Paket mit 14 Projekten geschnürt: so stellt die Grazer Designerin und Modeaktivistin Lisa D. in einer temporären Installation auf dem Mariahilferplatz gemeinsam mit Interessierten eine LKW-Skulptur aus Altkleidern und Retouren her („In Search of Fulfillment“, 15. bis 31. Mai), im Zuge der Erfolgsreihe „Offene Felder“, die Kunst in die Landwirtschaft bringt, malt Künstler Rainer Nöbauer-Kammerer im August auf den Feldern des obersteirischen „Hirzhofs“ mit kalk- und eisenhältigen Naturmaterialien riesige Farbkreise in die Landschaft.

„Land Art“ von Rainer Nöbauer-Kammerer gibt es im August in der Obersteiermark
„Land Art“ von Rainer Nöbauer-Kammerer gibt es im August in der Obersteiermark © RNK

Besonders zukunftsträchtig: Einmal mehr werden heuer drei steirische Jugendzentren zu Keimzellen temporärer Kunstinstallationen; im Projekt „…und weiter?!“ ermutigen Kunstschaffende Jugendliche zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt. „Dabei entsteht immer eine ganz besondere Dynamik“, freut sich Elisabeth Fiedler über die Kooperation mit dem Dachverband für offene Jugendarbeit. Dabei hat Anna Jermolaewa - heuer immerhin Österreichs Biennale-Teilnehmerin in Venedig - zuletzt mit Passailer Jugendlichen das Jugendzentrum mit No-Budget-Projekt neu ausgestattet und das Medienkunstkollektiv „Total Refusal“ mit Kindberger Kids einen Film gedreht. Diesmal sind in den Gemeinden Voitsberg, Lebring und Bruck Manuel Gorkiewicz, Cäcilia Brown und Stefan Lozar mit den Jugendlichen zugange, um mit künstlerischer Arbeit die eigene Zukunft zum öffentlichen Raum zu machen.

Jugendprojekt „...und weiter“ von Oassailker Jugendlichen und Anna Jermolaewa
Jugendprojekt „...und weiter“ von Oassailker Jugendlichen und Anna Jermolaewa © Bildrecht

Erfreulich: das Gros der KiöR-Projekte ist auf Zeit angelegt. ein besonders wichtiges ist nun permanent gesichert: Catrin Bolts „Lauftext“ auf die Gehsteige von der Radetzkystraße bis in die Griesgasse geklebt. Der Text schildert in den Worten des damaligen Oberrabbiners David Herzog die Misshandlungen jüdischer Grazerinnen und Grazer während der Novemberpogrome 1938.
www.kioer.at

Catrin Volt: „Lauftext“
Catrin Volt: „Lauftext“ © Peter Alexander Pataki