Eine Flüchtlingsgeschichte ist immer eine Tragödie. Aus der Vogelperspektive der Politik werden die unzähligen Geschichten vielfach als graue Statistik ein Mittel zum Zweck. Wie kann das Kino dieser Realität also narrativ Herr werden? Regieveteranin Agnieszka Holland wagt sich in „Green Border“ an dieses große Thema unserer Zeit. Mit drei unterschiedlichen Perspektiven nähert sie sich dem Geschehen im Jahr 2021 an der östlichen EU-Grenze in ihrer Heimat Polen zum Nachbarn Weißrussland. Dort, im unwirtlichen Niemandsland der Białowieża-Wälder, bringt sie ihre Protagonisten zusammen. Die Fluchtgeschichte einer syrischen Familie und einer afghanischen Lehrerin ergänzt der Film mit jener einer älteren Psychotherapeutin, die zur Helferin wird. Und auch ein junger Grenzpolizist im repressiven Abwehrsystem erlebt die Flüchtenden auf seine Weise. Gerade dieser Teil birgt naturgemäß den größten politischen Sprengstoff.