Seit seinem tieftraurigem, aber zugleich hoffnungsvollem Spielfilmdebüt und Kinohit „Die beste aller Welten“ von 2017 ist Adrian Goiginger eine unverkennbare Stimme des jungen Austrokinos. Am Freitag startet seine Ode an den Austropop im Kino. In „Rickerl“ erzählt der 32-Jährige, ausgehend von einem Song von Voodoo Jürgens, eine zärtliche Vater-Sohn-Geschichte. Mit Jürgens in seiner ersten Hauptrolle. Die Kunstfigur Rickerl stammt aus seinem Song „Gitti“ vom Album „Ansa Woar“, mit dem der Musiker seinen Durchbruch feierte.

„Ich bin Fan“, sagte der Salzburger bei der Viennale über die Musik seines Hauptdarstellers. Und als solcher konfrontierte er den Singer-Songwriter mit der Idee zum Filmprojekt. Die Entwicklung des Drehbuches war eine längere Angelegenheit. Eine Fassung schrieb Goiginger im Salzburger Dialekt. „Das hat den Voodoo narrisch gemacht“, sagt er zur Kleinen Zeitung. Also wurde das Buch ins Wienerische übersetzt.

Ode an die Tschocherln

„Rickerl“ verneigt sich vor dem Morbiden, dem Analogen, den Träumen, dem Leben und Überleben als Subsistenzmusiker und den Wiener Tschocherln und Beisln. Einige Spelunken, in denen gedreht wurde, gibt es so bereits nicht mehr. Beide Künstler brachten biografische Details in die Geschichte von „Rickerl“ ein. Goigingers Mutter zum Beispiel jobbte auch einmal in einem Erotik-Shop.

Viele Wiener Musikstars wirken mit

Mit persönlichen Geschichten kennt er sich aus: In „Die beste aller Welten“ berichtete er von der Drogensucht seiner Mutter und der Liebe und Fürsorge, mit der sie ihre Dämonen von ihm fernhielt. Mit „Märzengrund“ inszenierte er das Aussteigerdrama von Felix Mitterer episch fürs Kino. Und in „Der Fuchs“ erzählte er die wahre, berührende Geschichte von seinem Opa, einem Motorradkurier des Bundesheeres, der in die Wehrmacht eingegliedert wird und einen verwundeten Fuchswelpen aufzieht. 114.000 Besucherinnen und Besucher machten den Film zum zweitbeliebtesten Streifen 2023.

In „Rickerl“ beweist Goiginger erneut ein Händchen für Kinderdarsteller (mit seiner Entdeckung von Ben Winkler) sowie sein Ensemble. Dieses besteht nebst Stars und einer großartigen Musikerriege rund um Alex Miksch, der Stubnblues-Band sowie dem Kollegium Kalksburg auch aus Laiendarstellenden. Als Erzähler scheut der Salzburger weder große Emotionen, noch Kitsch, noch Geschichten, die einem ans Herz gehen. Im Gegenteil. Er lässt sein Publikum darin baden. Leichtfüßig, komisch, wahrhaftig. Ab 19. Jänner im Kino.