Es hätte auch alles anders kommen können. „Ich habe vorher nie Talkshows geschaut, das hat mich überhaupt nicht interessiert“, erinnert sich Barbara Karlich an das Jahr 1999 zurück, als sie beim ORF-Casting für eine neue Talkshow teilnahm. Ihre Skepsis verschwand schnell, vor der Kamera mit Gästen zu diskutieren wurde für sie zur Offenbarung. Die damals 30-Jährige wusste, dass sie diesen Job unbedingt machen wollte – und bekommen würde.

Was folgte, ist eine einmalige Geschichte des österreichischen Fernsehens. In 4356 Ausgaben wurde bisher diskutiert; über Gott, die Welt und vor allem alles andere. Rechnerisch haben in dieser Zeit 0,04 Prozent aller Österreicher in der Show teilgenommen: Mehr als 40.000 Gäste war es über die Jahre. Mit einem hartnäckigen Gerücht räumt sie im Gespräch mit der Kleinen Zeitung auf: „Österreich wäre zu klein, um irgendwelche Fake-Gäste hineinzusetzen.“ Karlich hat mit der am längsten gesendeten Talkshow im deutschsprachigen Sprachraum viel erlebt: 55 Heiratsanträge gingen über die Bühne, der älteste Gast war 109 Jahre alt, mitunter ging es bei der ausgewiesenen Tierfreundin auch tierisch zu: 240 Kleintiere, ein Kamel und zwei Ponys statteten einen Besuch hab. Zum heurigen 25. Geburtstag bekommt „die Karlich“ ihren zweiten Relaunch nach 2014. Künftig heißt sie „Barbara Karlich – Talk um 4“.

In der allerersten Sendung war 1999 Tony Wegas zugast bei Barbara Karlich.
In der allerersten Sendung war 1999 Tony Wegas zugast bei Barbara Karlich. © ORF/Ali Schafler

Vom Radio ins Fernsehen

„Herst, des kannst ja nicht fragen“, wurde sie als Kind für ihre Direktheit getadelt, erinnert sich Barbara Karlich schmunzelnd. Im Nordburgenland als Tochter eines Unternehmers und einer Bibliothekarin aufgewachsen, studierte sie in Wien Publizistik, bevor sie beim Privatradio 92.9 RTL als Morgenshow-Moderatorin einstieg. Der große Karrieresprung gelang 1999 – eben mit der eigenen Talkshow. Seit 2015 führt sie mit Armin Assinger durch die erfolgreiche Heimatshow „9 Plätze 9 Schätze“. Zuhause ist das Sprachentalent – sie spricht Kroatisch, Englisch, Italienisch und Französisch – im Burgenland, wo sie mit ihrer 15-jährigen Tochter wohnt.

Längst auswendig kennt Karlich, die am 7. Jänner ihren 55. Geburtstag feiert, die immergleichen Vorurteile gegenüber ihrem Talk; gerne vorgebracht von jenen, die noch nie eine ganze Karlich-Show gesehen haben, wie sie weiß. „Manche Menschen sagen, es wären banale Themen, die dort besprochen werden. Aber unser Leben ist manchmal auch banal“, nimmt sie es gelassen. Die Wahrheit ist, dass die inhaltliche Breite der Themen enorm und mitunter zukunftsweisend ist: „Worüber jetzt viel geschrieben wird, haben wir schon vor Jahren in die Talkshow genommen, zum Beispiel die Queer-Themen.“ 

Seit April des Vorjahres werden Sendungen aufgezeichnet. Was mit dem neuen Konzept wegfällt, ist das Studiopublikum. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung macht Karlich kein Hehl daraus, dass diese, letztlich auf Einsparungen beruhende Entscheidung nicht ihr Wunsch war: „Natürlich ist es eine Umstellung und natürlich fehlt es mir. Ich habe 24 Jahre lang ein Publikum gehabt.“ Gleichzeitig betont sie die Vorteile, die sich daraus ergeben. Sie sei jetzt näher an den Gästen, agiere wie eine Dirigentin, das habe eine „ganz andere Wertigkeit“, die letztlich dazu führe, dass Menschen in die Show kommen, die vor dem Live-Publikum lieber nicht gesprochen hätten.