Sie haben oft für viel Gelächter, Verwirrung und manchmal ein bisschen Grusel gesorgt – die doppelt belichteten Fotos in der analogen Fotografie, die zwei völlig unterschiedliche Szenen miteinander verschmelzen. Die Aufmerksamkeit war und ist ihnen jedenfalls garantiert. Weniger aus ästhetischen, sondern aus analytischen Motiven heraus, schenkt man ihnen mehr als nur einen flüchtigen Blick. Dieses Prinzip ist die Ausgangslage der aktuellen Ausstellung „Double Exposure“, also Doppelbelichtung, in der Camera Austria. Die Fotoarbeiten fordern nicht nur einen genauen Blick ein, um die dort auftretenden sichtbaren Unschärfen zu erkennen, sondern sich ebenso intensiv mit den Themenfeldern zu beschäftigen, die die einzelnen Positionen verhandeln.
Da wäre etwa Sara-Lena Maierhofer, die mit ihrem Werkzyklus Kabinette, in dem sie die Rolle der Fotografie bei der Kolonialisierung beleuchtet. Dieser auf Fotopapier gebannte koloniale Blick füllt unzählige Archive. Familientraumata, Täter- und Opfergeschichten stehen in der Ausstellung nebeneinander, ermöglichen neue Blickwinkel, auch, weil die neuen Positionen sich mit einem Teil der Auftaktausstellung „Exposure“ verbinden. „In einem Ausstellungsraum möchte ich einfordern, dass man das aushält, dass diese verschiedenen Geschichten nebeneinander stehen können“, erklärt Anna Voswinckel, die seit einem Jahr Kuratorin der Camera Austria ist. Die gebürtige Hamburgerin im Gespräch über die Rolle der Fotokunst in einer durch und durch bilddominierten Welt.