Next Goal Wins (●●●●○)
Wahre Geschichten sorgen oft für den besten Filmstoff. Die Geschichte des legendären American Samoa Fußballteams, das 2011 den äußerst jähzornigen Trainer Thomas Rongen (Michael Fassbender) zu sich holte, um bei der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft nicht wieder mit 0:31 hinausgekickt zu werden, ist so eine Story. Ein Tor soll die Mannschaft der Loser erzielen. Das ist der Traum. Regisseur Taika Waititi („Jojo Rabbit“) verzichtet zwar nicht ganz auf seinen aufgelegten, oft zu kindischen Humor, versteht aber, die traurigen, schweren Momente für sich wirken zu lassen. So entsteht ein amüsanter Film über Kameradschaft, Trauma und den Glauben an das Unmögliche. (sg)
Der Junge und der Reiher (●●●●○)
Mehr als zehn Jahre nachdem sich Hayao Miyazaki in den Regie-Ruhestand verabschiedet hat, will er es noch einmal wissen. Der 82-jährige Oscarpreisträger vereint die wichtigsten Elemente seines Schaffens. Im Zentrum steht ein Kind, dem man das Tor in ein magisches Wunderreich öffnet. Beiläufig wird von kriegerischen Machenschaften, dem Verlust von Nahestehenden, der Verbundenheit zur Natur erzählt. Sein potenziell finales Werk ist viel mehr als ein nostalgisches Best-of seiner Karriere. Neben der fabelhaften Tierwesen und erstklassiger Trickfilmkunst berührt die halb-autobiografische Heldenreise mit einem Hauch von Abschied. Ein würdiger Schwanengesang. (pog)
Priscilla (●●●●○)
Das Kino ist eine Mythenmaschine. Doch es kann seine Heldenfiguren auch wunderbar brechen. Pop-Arthouse-Meisterin Sofia Coppola wagt sich in „Priscilla“ jedoch an eine noch schwierigere Aufgabe: Sie versucht, die Überfigur Elvis Presley ganz sanft zu brechen – und damit den ersten und vielleicht größten Popstar aller Zeiten als Mensch kritisch zu hinterfragen. Dabei spielt sie über die Bande und erzählt von Priscilla Beaulieu Presley. „Priscilla“ ist ihr Film, ihre Geschichte. Sie orientiert sich ganz an ihren Memoiren „Elvis and Me“ und hat zudem den großen Vorteil, dass die Vorlage noch lebt. Das erfordert einiges an Rücksicht, überraschenderweise aber eher in Bezug auf Elvis und seine Erben als auf Priscilla. (maw)
Zur Filmkritik „Priscilla“
Sterne zum Dessert (●●●○○)
Dieser Genussfilm ist nichts für die Neujahrs-Abnehmerinnen und -Abnehmer: Denn das Auge isst bei der französischen Komödie nach einer wahren Story mit. „Sterne zum Dessert“ erzählt eindringlich und berührend vom französischen Kochstar (Yazid Ichemrahen), der es vom Underdog zum Spitzen-Patissier und sogar zum Eisdessert-Weltmeister 2014 schafft. Schneebesen und Schokoglasur werden für das arabisch-stämmige Heimkind zum Zauberstab heraus aus seiner Perspektivlosigkeit. Später schärft er seinem Küchenteam ein: „Denkt als Künstler!“ (js)