Oxford im Jahr 2007: Über ein Stipendium wird dem schüchternen Oliver (Barry Keoghan) ein Platz an der renommierten Eliteuni zugesprochen. Bis sich das introvertierte Kerlchen am Campus eingelebt hat, braucht es aber ein bisschen. Als Arbeiterkind fällt es nun mal nicht leicht, sich auf Anhieb den Gepflogenheiten der oberen Zehntausend anzupassen. Die Begegnung mit Felix (Jacob Elordi: beeindruckend), einem Studienkollegen aus gut betuchtem Hause, lässt ihn schrittweise aus seiner Schale herauskommen. Als Oliver eine Familientragödie erlebt, nimmt Felix seinen Freund ins pompöse Luxusanwesen seiner Eltern mit. Ab da geraten die Dinge außer Rand und Band.

Reichensatire ohne roten Faden

Mit ihrer zweiten Regiearbeit „Saltburn“ widmet sich Regisseurin und Schauspielerin (u. a.: „The Crown“) Emerald Fennell dem ewigen Kampf zwischen Arm und Reich. Dass viel an eigener Lebenserfahrung in das Projekt mit eingeflossen sein dürfte, zeigt ein Blick in die Biografie der Filmemacherin. Als Tochter eines szenebekannten Starjuweliers, berühmt geworden als der „King of Bling“, hat sie einige der bourgeoisen Festlichkeiten, die ihr Film so amüsant karikiert, wahrscheinlich am eigenen Leib erlebt.

Frei nach dem Format „Eat the Rich“, spätestens seit dem Oscar-Gewinn von „Parasite“ im Kino-Mainstream angekommen, beginnt der Film als erwartbare Wohlstandsatire. Wie aber schon in ihrem Oscar-prämierten Debüt „Promising Young Woman“ demonstriert, wandert Fennell gerne jenseits der herkömmlichen Regeln. Dem ausgelutschten Rape-Revenge-Genre verpasste sie damit 2017 einen zeitgemäßen Twist. Auch in „Saltburn“ entscheidet sich die Regisseurin gegen bewährte Erzählmuster – nicht unbedingt zum Vorteil des Endprodukts. Man verliert sich so sehr in seinen subversiven Bestreben, dass nach einer Zeit vergessen wird, was man eigentlich erzählen wollte. Ein homoerotisches Machtspielchen im Stile von „Der Talentierte Mr. Ripley“? Eine schwarze Komödie, in der sich Superreiche gegenseitig zerfleischen, um ihren Platz am Treppchen zu bewahren? Es fehlt ein kohärenter, thematischer Faden.

Stattdessen setzt man vorlaut auf platte Provokation. Oberflächlich unterhaltsam, ja, aber dahinter verbirgt sich heiße Luft. Das ist insofern schade, beginnt der Film noch ganz großartig. Anfängliche Beobachtungen über „die da oben“ sind in ihrer Absurdität äußerst unterhaltsam. Gerade Rosamund Pike verleiht dem Genre-Mischmasch als verpeilte Matriarchin einen ganz eigenen, kauzigen Charme. Je mehr sich aber die Dynamiken verschieben, je mehr falsche Fährten gesetzt werden, je mehr man sich in den (zugegeben ansehnlichen) hyperstilisierten Aufnahmen verliert, desto stumpfsinniger wird dieser schwarzhumorige Schabernack mit zunehmender Laufzeit. Jede weitere Wendung ist eine zu viel. Na ja, die Schauspieler richten es schon.