„Davon habe ich schon lange geträumt!“, freut sich die Künstlerin Lena Violetta Leitner. Und auch ihren Künstlerkolleginnen und -kollegen ist die Freude anzusehen. Der Weg war lang und er endet in der Neuen Galerie in Form einer Gruppenausstellung: 195 Einreichungen gab es bei der heurigen Ausgabe des Förderungspreises des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst. Immerhin die bereits 50. Ausgabe des Wettbewerbs, der Kunstschaffende ins Rampenlicht holt, sie aber auch finanziell unterstützt. Die Kuratorin Magda Radu hat die Auswahl vorgenommen – eine Herausforderung, wie sie den Auswahlprozess beschreibt.

Thema Öffentlichkeit

Ein immer wiederkehrendes Thema habe sich durch die eingereichten Positionen gezogen, so Radu: „Das Thema Öffentlichkeit“. Ein weites Feld, das sich da zwischen Privatheit, Öffentlichkeit, der permanenten Überschneidungen beider Räume und die sich daraus ergebenden Konfliktfelder, aufspannt. Und es ist nicht verwunderlich, dass der steirische Förderungspreis an die Künstlerin Maruša Sagadin gegangen ist. Sie „entnimmt“ dem öffentlichen Raum Gestaltungselemente, wie etwa Bänke, modifiziert sie, deutet sie um und setzt sie andere Kontexte. Zwingt so unter anderem zu einer neuerlichen Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Raum und seinen Gestaltungselementen.

Apropos Raum, auch das war ein Anliegen von Kuratorin Magda Radu, den acht Künstlerinnen und Künstlern in der Gruppenausstellung Raum zu geben – nicht nur für aktuelle Arbeiten, sondern auch für Werke, die einen Einblick in das Œuvre ermöglichen. Julia Gaisbacher widmet sich etwa mit ihrem Buchprojekt „My Dreamhouse is not a House“ einem utopisch-futuristischen Grazer Wohnprojekt des Architekten Eilfried Huth aus den 1970er-Jahren. Eindringlich zeigt sich: Architektur ist Kultur, ist ein Selbstermächtigungsinstrument. Weitere Arbeiten von Julius Pristauz, studio ASYNCHROME, Lena Violetta Leitner, Juliana Lindenhofer und Patrick Winkler sind zu sehen. Letzterer wurde etwa mit Edition-Artelier-Preis ausgezeichnet, der heuer zum zweiten Mal von der Rudolf-Schilcher-Privatstiftung vergeben wurde.

Für Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie, ein schönes Zeichen: „Es zeigt, dass in der Gesellschaft das Interesse und Engagement da ist, um zeitgenössische Kunst zu unterstützten.“ Ebenso vergeben wurden neben den Arbeitsstipendien des Landes auch der „con-tempus“-Preis durch Stefan Stolitzka sowie der Viktor-Fogarassy-Preis (Familie Harnoncourt-Unverzagt). Heute um 19 Uhr wird die Ausstellung eröffnet, eine gute Gelegenheit, um junge Talente am Sprung zu sehen. Zu den ehemaligen Preisträgern gehören keine Unbekannten – Herbert Brandl, Gustav Troger oder auch Matta Wagnest.
Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2023, bis 21. April 2024. Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz. www.neuegaleriegraz.at 

„My Dreamhouse is not a House“ von Julia Gaisbacher
„My Dreamhouse is not a House“ von Julia Gaisbacher © Susanne Rakowitz
Die Künstlerinnen und Künstler mit Peter Peer und Magda Radu
Die Künstlerinnen und Künstler mit Peter Peer und Magda Radu © Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek