TRIBUTE VON PANEM: THE BALLAD OF SONGBIRDS AND SNAKES

„The Ballad of Songbirds and Snakes“ erzählt die Vorgeschichte der bisherigen „Tribute von Panem“-Reihe. Im Zentrum steht der verarmte adelige Student und spätere Diktator Coriolanus Snow. Die brutalen „Hunger Games“ haben im 10. Jahr ihres Bestehens ein Zuschauerproblem. Deshalb werden den zwangsrekrutierten Teilnehmenden bei den Spielen auf Leben und Tod Mentoren zur Seite gestellt. Coriolanus soll der selbstbewussten Lucy Gray Baird aus dem 12. Distrikt helfen. Doch die unvermeidlich romantische Geschichte der beiden entfaltet sich erst im zweiten Kapitel dieser 157-Minuten Prequel. Darin werden aller grauen Dystopie zum Trotz diesmal auch Bluegrass-Songs gesungen. Viola Davis und Peter Dinklage verschwenden ihr Talent, während Rachel Zegler und Tom Blyth in den Hauptrollen ihres beweisen. Aber Achtung: für Schlangen-Phobiker ist die vom in Wien geborenen US-Regisseur Francis Lawrence u.a. in Berlin gedrehte Vorgeschichte nichts. (MAW) ●●●○○

THE QUIET GIRL

Ein Debüt mit Strahlkraft: Der irische Filmemacher Colm Bairéad legt mit „The Quiet Girl“ einen herzzerreißenden, stillen Sensationsfilm vor, der ihm heuer bereits eine Oscarnominierung als bester internationaler Film bescherte. Im kargen, ländlichen Irland des Jahres 1981 wird die stille Cáit (Catherine Clinch) aus zerrütteten Familienverhältnissen für unbekannte Zeit zu entfernten Verwandten geschickt. Bei Eibhlín (Carrie Crowley) und Sean (Andrew Bennett) lernt das Mädchen zum ersten Mal so etwas wie Liebe und Geborgenheit kennen. Ein Film als Ode an die leisen, zwischenmenschlichen Töne. Eingebettet in virtuose Bilder von Kamerafrau Kate McCullough und betörendes Irisch. (js) ●●●●○

HÖR AUF ZU LÜGEN

Für die Liebe ist es manchmal doch zu spät, sich mit der Vergangenheit zu versöhnen, aber nie: Der kauzige Romanautor Stéphane Belcourt (Guillaume de Tonquédec) kehrt Jahrzehnte nach seiner Jugend erstmals wieder in seine Heimatstadt zurück. Er ist als Markenbotschafter einer Cognac-Marke engagiert. Dort trifft er bald auf den jungen Lucas (Victor Belmondo), der sich als Sohn seiner Jugendliebe entpuppt. Erinnerungen an einen flirrenden, leidenschaftlichen Sommer poppen auf. Damals verheimlichte Lucas‘ Vater Thomas seine queeren Begehren. Olivier Peyons versöhnlicher Film. (js) ●●●○○

AM ENDE WIRD ALLES SICHTBAR

Nach vielen Jahren der Abwesenheit kehrt der Fotograf Josef (Harald Schrott) 1964 in seine Heimatstadt zurück, die er einst als junger Kriegsrekrut verließ, und beginnt am örtlichen Friedhof als Totengräber zu arbeiten. Doch die eingesessene, verbohrte Gesellschaft hat sich nicht verändert. Nicht nur wird Josef als Eindringling gesehen, der unschöne Wahrheiten ans Tageslicht bringen könnte, auch die Tatsache, dass er um seine alte Jugendliebe Ragusa (Erika Marozsán) wirbt, gefällt nicht. Und dann ist da noch der Kindermörder, der gerade sein Unwesen treibt, und die Bevölkerung aufstachelt. Frei nach Motiven des gleichnamigen Romans des steirischen Autors August Schmölzer, entwirft Regisseur Peter Keglevic in diesem visuell kühlen Konglomerat aus Drehorten wie Wien, der Steiermark und dem kroatischen Istrien eine entrückte, traumhafte Welt, in der Nachkriegs- und Gegenwartsthematiken von Schuld und Täterschaft verhandelt werden, der aber manchmal in ihrer Verschachtelung eine stringente Erzählweise fehlt. (sg) ●●○○○