Während viele Singvögel hierzulande schon längst gen Süden gezogen sind, setzt ein prachtvoll gefiedertes Exemplar in heimischen Gefilden zum Höhenflug an. Die Rede ist von der Gruppe Buntspecht, einer fünfköpfigen Indie-Popband aus Wien, die seit 2016 umtriebig ist und sich stets geweigert hat, in einen musikalischen Käfig stecken zu lassen. Im Klangkosmos des Quintetts haben Balkan Beats, Chanson, Blues, Jazz und Klezmer locker Platz, ohne dass eine beliebige „Von allem etwas“-Melange daraus wird. Die Texte sind klug, kritisch und dennoch luftig-lässig, ohne zwanghaft cool sein zu wollen.

Unter dem ebenso sperrigen wie originellen Titel „An das Gestern, das nie Morgen wurden darfte. Ich warte.“ veröffentlicht dieses Kollektiv aus bunten, hochkreativen Vögeln demnächst sein neues Album, das am 8. November im Orpheum Graz seine Live-Premiere feiert. Für die Aufnahmen haben sich Buntspecht ins Burgenland zurückgezogen und sich dort freiwillig kaserniert. Das Ergebnis ist ein Album, das von einer Art dystopischen Romantik durchzogen ist, einer wilden Intensität, die sich gleich im opulenten Opener „Hollywood Drama“ voll entfaltet. Und in dieser Tonart geht es in unzähligen Variationen weiter. „Funny Faces“ ist ein melancholischer Wahnsinnsbrocken, „Schlauer Fisch“ eine bittersüße Ballade über die liebenswerte Lächerlichkeit der Spezies Mensch. „Großteils Kleinigkeiten“ hieß übrigens das Debütalbum der Band. Davon kann nach diesem Album keine Rede mehr sein. 

Feine Melancholie, nebelverhangene Herbststimmung und filigranes Songwriting stehen wieder im Mittelpunkt des Festivals „Autumn Leaves“, das heuer am 24. und 25. November im Dom im Berg über die Bühne geht. Und die Veranstalter Platoo haben diesmal ein besonders attraktives Programm auf die Beine gestellt. Am ersten Tag sorgen „The Magnetic Fields“ für kammermusikalischen Klangzauber; Will Sheff, Frontmann von Okkervil River, wird seine Solo-Qualitäten ausspielen und Ben Caplan als stimmgewaltiger Geschichtenerzähler auftreten.

Der zweite Tag des „Autumn Leaves“ ist mit Steiner & Madlaina aus der Schweiz, Porridge Radio aus Großbritannien und Suluka nicht minder interessant besetzt. Hinter Letzterem steckt der Grazer Lukas Sulzer, der sich den verschiedenen Spielarten der Black Music verschrieben hat.