Es wird persönlich, ans Eingemachte geht es sowieso. Hosea Ratschiller hat seinen Vornamen zum Programm gemacht; zu jenem Programm, mit dem der gebürtige Kärntner am Mittwoch zum ersten Mal in der Steiermark gastierte. Erzählt von einem Einmaligen, der sich fragen muss, ob er der Grund ist, warum niemand sonst auf dieser Welt Hosea heißt. Ein Künstlername? Mitnichten, auch wenn es einst dem auf den Namen Andreas taufende Antisemiten lieber gewesen wäre.

Hosea Ratschiller zählt zu den auffälligsten Protagonisten der österreichischen Kabarettlandschaft, präsent nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Fernsehen mit den „Pratersternen“. Mit der Entscheidung, seinen Vornamen in den Mittelpunkt zu stellen, reitet er auf der Welle: Das Private ist Politisch. Mitunter auch das allzu private: Wer coronakrank plötzlich auf ein Entwurmungsmittel angewiesen ist, begibt sich unfreiwillig auf die Spuren der Verschwörungsaffinen. Einen, der aus derselben Gegend wie FPÖ-Parteichef Herbert Kickl kommt, führt das zur nächsten biografisch-politischen Baustelle von „Hosea“: der Heimatdiskurs. Wer umso mehr fremdelt, je mehr er Zuhause ist, der findet mitunter beim ÖBB-Schaffner in den geografischen Zwischenwelten einen Unterschlupf. Gerne auch nackt tanzend durch das Zugabteil.

Dann wäre da noch die Familie, die nur deswegen im Zug Business-Klasse fährt, damit möglichst wenige Menschen vom bröselnden „Saubartel“-Kollektiv gestört werden. Apropos Kinder: Geboren als Hosea, wird das satirische Ich vom albernden Nachwuchs zum „Papi“ gemacht, und schließlich von der „herumbablernden“ Frühpubertierenden wieder zum kritisch beäugten „Hosea“. Diese Metamorphose eines Mannes, der in der Mitte seines Lebens angekommen ist, zählen zu den heitersten Momenten eines Abends im Grazer Theatercafé, an dem Ratschiller seine große Klasse als Kabarettist mit charmanter Beiläufigkeit beweist. Keine Pointenschleuder und trotzdem ganz schön gewitzt.