Der steirische herbst hat am Dienstag in Graz detaillierte Einblicke in sein diesjähriges Programm gegeben. Das Kernstück des Festivals, das erstmals unter der Leitung von Ekaterina Degot steht, nennt sich "Volksfronten" und ist ein Mix aus Installationen, Performances und diskursiven Arbeiten. Eröffnet wird mit einer Puppenparade durch die Stadt und einem musikalischen Abschluss am Schloßberg.

Wer gehofft hat, diesmal das Programmbuch zu Gesicht zu bekommen, wurde ebenso enttäuscht, wie jene die einen roten Faden im Programm erwartet hatten. Degot betonte lediglich, dass das "Programm als Gruppenausstellung konzipiert ist". Es wurden zwar einzelne Arbeiten ausführlich erklärt, das "Guidebook" wird es in gedruckter Variante aber erst im Herbst geben. Vorläufig gab es die aktuelle Version des Druckwerks zumindest für Journalisten via Datenstick. Auf der Homepage sind ebenfalls Teile des Programms und die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler ersichtlich. Damit hofft man offenbar, genügend Interessierte anzulocken, denn der Festivalpass ist - ebenfalls nur online - ab sofort erhältlich. Dieser ermöglicht zum Preis von bis zu 29 Euro den Besuch aller Veranstaltungen.

Eröffnung

Die Eröffnung am 20. September wird ein Spektakel mit Puppen, das um 17.00 Uhr am Europaplatz vor dem Bahnhof beginnt. Die amerikanische Gruppe Bread and Puppet wird die Zuschauer in einer Art Parade durch die Stadt bis zum Schloßbergplatz führen, wobei es unterwegs immer wieder Performances geben wird. Den Abschluss bildet dann die Gruppe Laibach, die am Schloßberg in den Kasematten ihre Version von "Sound of Music" spielen wird.

Der bisherige Eröffnungsort, die Helmut-List-Halle, wird zum Schauplatz für Irina Korinas Ausstellung "Schnee von gestern", die aufblasbare Landschaften zeigt. Es handelt sich dabei laut Degot "um eine lustige Mischung aus geträumter Natur und Plastik". Sie ist Teil des Kernprogramms "Volksfronten", wobei sich der Titel, der bewusst im Plural gehalten ist, auf unterschiedliche historische Kontexte von antifaschistischen Bündnissen der 30er-Jahre bis zu rechtsextremen nationalistischen Gruppierungen der USA bezieht. Eine Aktion im öffentlichen Raum zu diesem Thema wird "Withdrawing Adolf Hitler from a Private Space" von Yoshinori Niwa am Grazer Hauptplatz sein. Dabei können unerwünschte NS-Relikte in einem Container deponiert werden. "Es wird keine Offenlegung der Stücke geben, sie werden fachgerecht entsorgt", beschrieb Degot. Ein weiteres Projekt ist "The Intelligence Party" des Norwegers Lars Cuzner, das sich laufend weiterentwickelt.

Theaterstück

Die meisten Arbeiten entstanden im Auftrag des steirischen herbstes, so auch "The Iran Conference", ein Theaterstück des Schriftstellers und Regisseurs Ivan Vyrypaev oder die Installation "Schulausflug" von Michael Zinganel und Michael Hieslmair. Das Theater im Bahnhof zeichnet verantwortlich für das Projekt "Hier war ich noch nie - Eine Taxichoreografie", bei dem Taxifahrer ihren Fahrgästen ungewöhnliche Orte zeigen und aus ihrem Leben erzählen.

Das musikprotokoll ist nach wie vor Teil des steirischen herbstes und findet von 4. bis 7. Oktober statt. Ein weiterer Programmpunkt nennt sich "Ideen". Unter diesem Begriff sind Symposien und Diskussionen zusammengefasst, die sich mit Faschismus, Fotografie oder auch "Conchita vs. Gabalier" beschäftigen.