Es ist eine trübe Welt, die Lisa Danulat in ihrem Text „German love letter“ beschreibt. Die Träume junger Menschen sind nicht greifbar, verlieren sich im Dickicht eines digitalen Alltags und die Einsamkeit bekommt mittels Videoblog eine große Öffentlichkeit. Danulat beschreibt ein Leben im Angesicht einer Bildschirmoberfläche ohne Zynismus, ja ohne Wehleidigkeit. Dafür mit Versatzstücken der Jugendsprache und einer verlockenden Utopie: Newtopia, eine Stadt am Mond als Ausweg für Welt-Flüchtlinge.

Im Mittelpunkt des Stücks steht eine namenlose Hauptfigur (Julia Faßhuber), die ihre Beobachtungen aus einem Akt der Selbstvergewisserung heraus mit dem Smartphone festhält: Ihre Freundin Ute (Ute Veronika Olschnegger) versteckt sich im Hinterzimmer eines Beisls, ihr Freund (Christian Krall) in einer Spieleparallelwelt und der Vater (Thomas Sima) hinter seiner Überforderung. Menschen, die eine große Zukunft haben, bis nichts mehr davon übrig ist. Die Smartphone-Bilder werden live auf eine Leinwand projiziert, wodurch gleichzeitige Personalität und Kollektivität technisch geschickt umgesetzt wird.

Die im Kollektiv entwickelte Inszenierung mit einem schlichten Bühnenbild ist stringent und der Modernität des Inhalts entsprechend. Für das Theater Oberzeiring schließt sich mit der österreichischen Erstaufführung ein Kreis: Im Rahmen des Dramatikerinnenfestivals erlebte der Theatertext hier im Vorjahr auch seine Erstlesung.

German von Letter. Von Lisa Danulat. Termine: 21., 29. Mai; 1., 5., 7. Juni, 20 Uhr, Oberzeiring. Karten Tel. 03571 / 200 43. www.theo.at