Unterschiedliche musikalische Einflüsse einfließen zu lassen, steht ja längst als Präambel im Katechismus des zeitgenössischen Jazz. Wenn nun aber ein Musikerkollektiv selbst ein Festival kuratiert, noch dazu mit jungen Musikern und jungen Bands aus der eigenen Liga und befreundeter Zirkel, kann man davon ausgehen, dass diese mit ihren wirklichen Einflüssen und ganz persönlichen Vorlieben nicht hinterm Berg halten.

Wobei sich beim Festival der Jazzwerkstatt Graz in den vergangenen Jahren schon so mancher gelernte Jazzmusiker als bekennender Anhänger der Popmusik geoutet hat. Das kann man so oder so finden. Den Finger am Puls der Zeit haben die Leute von der Soko Jazzwerkstatt allemal. So war das Festival eigentlich immer auch ein veritabler Indikator für Trends und akademische Gegenentwürfe.
Und auch diesmal wird wieder viel experimentiert und multimedialer Einfluss zu hören sein, aber davon gibts ja in dieser Generation sowieso immer mehr, weiß Holzbläser Patrick Dunst, Gründungsmitglied, Stammesältester und neben Simon Kintopp einer der Chefermittler des wackeren Kollektivs. Interessanter scheint freilich die Frage, wie man den Jazz heute aufbereiten und das Interesse bei einem Publikum aus der Smartphone-Generation wecken kann. Und nicht zuletzt geht es darum, „wie man das vermarkten kann“. Vorgezeigt wird das etwa vom gefeierten Schweizer „Post-Jazz“-Quartett The Great Harry Hillman, das heuer einer der Aufhänger des sechstägigen Festivals ist.
„Wir haben diesmal eher kleinere, kammermusikalische Besetzungen, wo es mehr um Improvisation als um Pop-Acts geht“, sagt Patrick Dunst, der mit den Seinen eine bewegte und mannigfaltige Auswahl getroffen hat.Wobei man neben den bereits gut bekannten Bands wie Sound Pollution Eclectic, Roha 5tet und dem Thilo Severs Ensemble vor allem auf das multimediale Trio von Nils Berg, dem Fellini des schwedischen Jazz, das minimalistische Kölner Duo Hofmeister-Schuller, das neue Quartett von Siegmar Brecher oder das erste eigene Projekt des vielversprechenden Saxophonisten Tobias Pustelnik gespannt sein darf. Oder auch auf das Trio Miniature der slowenischen Sängerin Tjasa Fabjancic, das im Orpheum seine Premiere feiern wird.