Eine Theaterproduktion mit buchstäblicher Fallhöhe schlägt am Freitag im Grazer Schauspielhaus ein neues Kapitel auf. Die in dieser Saison begründeten Bürger*innenbühne startet mit Büchners Leonce und Lena (Premiere 25. Jänner), das in der Regie von Simon Windisch zu einer vertikalen Angelegenheit wird: Ein an einen Katzen-Erlebnisparcours erinnerndes Gerüst dient darin als Spielwiese für die neun Laiendarsteller.
„Machen wir weiter“ sagt Windisch und zieht im Haus Zwei, einst Probebühne genannt, an seiner E-Zigarette. Der Regisseur sitzt in der vorletzten Reihe des Zuschauerraums und beobachtet, wie sich die Darsteller, sechs Frauen und drei Männer, in dem Gerüst bewegen und sich das Stück Szene für Szene erarbeiten. Zehn Wochen lang wird geprobt, fünfmal die Woche. Das Interesse war trotzdem groß: 70 Theaterbegeisterte hatten sich beworben.
Die Gründe mitzumachen, sind sehr unterschiedlich, erzählt der Regisseur. Für die Neo-Schauspielhaus-Darsteller sei es ein „intensives Extremereignis im Leben – aber das muss es vielleicht auch sein, sonst ist es nichts wert.“ Ist es ein größeres Risiko, mit Laien zu spiele? Windisch verneint. „Theater ist immer ein Risiko, da kann immer alles schief gehen."
Als eine Art „kanonischer Klassiker über Faulheit“ habe sich die Vorlage gut für ein Stück über die moderne Arbeitswelt und seinen Leistungsdruck geeignet, erklärt der junge Regisseur, der im Vorjahr am Volkstheater "Concord Floral" inszenierte und dessen Werdegang eng mit dem TaO! und der Formation "Planetenparty Prinzip" verknüpft ist. Das Lustspiel ist für ihn "eine poetisch-literarische Ebene, von der ich mich immer wieder abstoßen kann."
Julia Katholnig ist eine derjenigen, die im Casting ausgewählt wurden. Die Projektmanagerin mit Improtheatererfahrung, Jahrgang 1994, schätzt den „Einblick in eine andere Welt“, den ihr das Theater gibt und auch das Grundthema Burnout-Boreout habe sie interessiert. "Das Theater ist die Möglichkeit, alles liegen und stehen zu lassen und im Moment zu sein." Nachteil: Für Freunde bleibt zwischen Job und Proben aktuell keine Zeit.
Die hohe Intensität unterstreicht auch ihre Kollegin Donata Trinkl. Zugleich betont die Volksschullehrerin den Spaß bei den Proben, der zusehends von Lampenfieber abgelöst wird: "Das letzte mal so nervös war ich bei der Geburt meiner Kinder."