Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Vor allem bei Musik. An einem bestimmten Punkt kommen dann aber doch die meisten zusammen, nämlich, wenn es darum geht, ob der Ton getroffen wird. Diesem Urteil müssen sich auch Pop-Ikonen, wie es Madonna eine ist (oder war?) stellen.
Fakt ist, der Auftritt der 60-Jährigen beim ESC-Finale am Samstag in Tel Aviv rüttelt ganz ordentlich an ihrem Legenden-Status. Bei "Like A Prayer" traf sie kaum einmal den Ton. ARD-Moderatorin Barbara Schöneberger brachte es mit ihrer Aussage auf den Punkt: "Alle haben besser gesungen als Madonna". Statt einem Höhepunkt, der der Auftritt Madonnas beim ESC eigentlich sein sollte, wurde daraus wohl der Tiefpunkt ihrer nunmehr mehrere Jahrzehnte andauernden Karriere. Böse Geister nennen es gar einen Endpunkt. Gute Werbung für das neue Album "Madame X", das die Diva mit ihrem Auftritt promoten wollte, sieht auf jeden Fall anders aus.
Wenig Ausgleich für die stimmlichen Unsicherheiten bot auch die Szenerie. Mit Augenklappe im "Pirat der Karibik"-Look und schwarzer Kutte mit Krone umgeben von einem düsteren Chor, der an das dunkle Mittelalter erinnerte, stieg Madonna scheinbar mühsam die Treppen herab.
Im Netz wurde Madonnas Auftritt zum Großteil vernichtend beurteilt:
Hier noch einmal zum Vergleich die Version von "Like A Prayer" wie wir sie kennen und lieben:
Düstere Zukunft
Besser wurde der Auftritt auch mit der Vorstellung der neuen Single "Future" nicht. Nach dem obligatorischen, aber unspektakulären Kostümwechsel flimmerten Bilder von zerstörten und in Flammen stehenden Städten über die Leinwand. Tänzer und Tänzerinnen mit Gasmasken und Blumen im Haar flankierten Madonna. Einziger Lichtblick der Darbietung war ihre Stimme, die von Autotunes so verzerrt war, dass die Misstöne nicht mehr zu hören waren. Auch Rapper Quavo konnte die Stimmung dieses Weltuntergangssongs nicht heben. Da halfen auch keine Reggae-Beats. Ein düstere Zukunft die Madonna da zeichnete, womöglich auch für ihre Karriere.
Politisches Statement
Für Irritationen abseits des Gesangs sorgten dann bei Madonnas Auftritt auch noch zwei ihrer Tänzer, die jeweils eine israelische Flagge und eine palästinensische Fahne auf ihrem Rücken trugen. Ein Appell für ein friedliches Nebeneinander von Israelis und Palästinensern, wie vermutet wird. Die Europäische Rundfunkunion EBU, die den ESC organisiert, verurteilte dieses Statement. Dieses Performance-Element sei "nicht Teil der Proben" gewesen, hieß es in einer Stellungnahme. "Der Eurovision Song Contest ist ein unpolitisches Ereignis und Madonna war darüber informiert worden." Ob die US-Sängerin von der Darstellung der Flaggen während ihres Auftritts wusste, blieb zunächst unklar.
Hier der ESC-Auftritt von Madonna zum Nachsehen: