Cesár Sampson hat es für Österreich mit "Nobody But You" ins Finale des 63. Eurovision Song Contest in Lissabon geschafft. Der 34-Jährige wurde am Ende seines 1. Halbfinales am Dienstag von den Moderatorinnen gleich als erster Kandidat zum Fixstarter für die Endrunde am Samstag (12. Mai) gekürt. Auch wenn diese Reihenfolge zufällig bestimmt wird, vielleicht kein schlechtes Omen.

Mit einem stimmungsvollen Pop-Abend hat der diesjährige Song Contest in Lissabon am Dienstagabend begonnen. Das erste Halbfinale zeigte einige der Favoriten, darunter Israels Netta und Zyperns Eleni Foureira. Mit Startnummer 13 ging Österreichs Teilnehmer ins Rennen und absolvierte einen tadellosen, für seine Verhältnisse feurigen Auftritt. Bei der Bekanntgabe der Finalisten war es für Sampson nur kurz spannend: Sein Name war der erste, der genannt wurde. Dies sagt allerdings nichts über die Reihung aus.

Hier die erste Reaktion von Sampson nach seinem Auftritt: "Der Auftritt hat sich super schön angefühlt. Ich war gar nicht aufgeregt und noch nie so glücklich!"

Der gebürtige Linzer konnte offensichtlich genügend Stimmen von den internationalen Expertenjurys sowie dem Publikum für seine Gospel-Powerballade auf sich vereinen. Der Lohn für eine fehlerfreie Performance:

Sampson war dabei nicht der Einzige, der sich freuen konnte. Wie erwartet, schaffte es mit der Israelin Netta eine der Favoritinnen ins Finale, überzeugte die Stimmkünstlerin doch nicht nur mit geloopter Stimme, sondern auch mit ihrem Song "Toy", der eine selbstbewusste Frau als "Diskussionsbeitrag" in der #MeToo-Debatte zeigt.

Warten auf das Ergebnis: Cesár mit zwei Background-Sängerinnen.
Warten auf das Ergebnis: Cesár mit zwei Background-Sängerinnen. © Christian Ude

Das sind die zehn Finalisten: Österreich, Israel, Tschechien, Finnland, Bulgarien, Litauen, Zypern, Estland, Albanien und Irland.

Ausgeschieden sind: Armenien, Aserbaidschan Aisel, Belgien, Griechenland, Island, Kroatien, Mazedonien, Schweiz und Weißrussland.

Gelöst und erleichtert: Sampson nach seinem Auftritt.
Gelöst und erleichtert: Sampson nach seinem Auftritt. © Christian Ude

Für Tschechien gelang das agile Ex-Modell Mikolas Josef mit Schultasche und seiner Hip-Hop-Nummer "Lie To Me" ebenso der Aufstieg wie Elina Nechayeva aus Estland, die für "La forza" nicht nur auf das mit 65.000 Euro teuerste Kleid des Bewerbs setzte (das von Projektionen bespielt wurde), sondern auch auf Koloraturhöhen. Nicht im Kleid, sondern im hautengen Hosenanzug und im Shakira-Stil bespielte Zyperns EleniFoureira mit "Fuego" erfolgreich die Strandpartyfraktion.

Ruhigere Töne, die aber ebenfalls belohnt wurden, schlug mit "When We're Old" Ieva Zasimauskaite aus Litauen an, während die bulgarische Retortenband Equinox, deren Nummer "Bones" von Cesar Sampsons Produzentenkollektiv Symphonix International gestaltet wurde, mit technoidem Gestus den Erfolg schaffte.

Ein überglücklicher Cesár Sampson nach der Bekanntgabe.
Ein überglücklicher Cesár Sampson nach der Bekanntgabe. © Christian Ude

Eine kleine Überraschung gelang dem rockig-rauchigen Eugent Bushpepa mit "Mall" als eine der besten Stimmen des Bewerbs für Albanien, und auch die Bereitschaft von Finnlands Saara Aalto, sich von der Rampe in die Arme ihrer Tänzer fallen zu lassen, wurde mit einem Endrundenticket belohnt. Schließlich komplettierte noch Irlands charmanter Singer-Songwriter Ryan O'Shaughnessy mit "Together" das Trio der Überraschungsfinalisten.

"Our Choice" hieß es von den Zuschauern hingegen eindeutig nicht für Islands 19-jährigen Ari Olafsson, der mit seiner "Und innen sind wir alle gleich"-Nummer ebenso ins Aus gewählt wurde wie Mazedonien. Lost ohne Found hieß es für den zwischen Reggae und 80er-Pop changierenden Beitrag "Lost and Found" von Eye Cue. Mit der Devise Kitsch as Kitsch can sang sich Weißrusslands Alekseev mit "Forever" und dem vollen Körpereinsatz samt rosendurchlöchertem Rücken ins Aus, und auch Aserbaidschans Aisel konnte trotz des Kletterns auf Bühneneisberge keinen Passierschein lösen.

Sennek aus Belgien wackelte stimmlich bei ihrer Bond-Nummer "A Matter Of Time" und muss sich ebenso aufs Heimfahren einstellen wie Kroatiens etwas unheimliche Kraftballadensängerin Franka, die ebenso wenig Leute auf "Crazy" verrückt machte wie Yianna Terzi auf ihren gewohnt auf Pathos setzenden griechischen Beitrag "Oniro mou". Aller Weltschmerz half Armeniens Sevak Khanagyan allein im Stelenfeld für "Qami" stehend nicht, und auch der Schweizer Geschwisterformation Zibbz gelang mit "Stones" als der härtesten Rocknummer des 1. Halbfinales kein Finaleinzug.

Ahoi: "Alle an Bord!"

Stilistisch hatten sich die Show-Verantwortlichen am heurigen Motto "All Aboard!" (also in etwa "Alle an Bord!") orientiert und die Sache mit Seemannsvergleichen und Nebelhörnern möglichst maritim angelegt. Vier Mal nichts macht indes immer noch nichts, könnte indes das Motto im Hinblick auf das Moderatorinnenquartett lauten. Jede Bemühung, über das reine Gastgeberprofil hinaus den einen oder anderen Gag zu platzieren, versandete im betretenen Schweigen der Halle.

Nach dem heutigen Abend wird es nun für die nächsten 18 Länder am Donnerstag spannend, wenn das 2. Halbfinale ansteht. Auch hier werden wieder zehn Passierscheine für das Finale ausgegeben, das dann am 12. Mai in der Altice Arena bevorsteht. Hinzu kommen hierbei neben den 20 Finalisten, die sich aus den beiden Halbfinals qualifizierten, die "Big Five" genannten größten Beitragszahler des Bewerbs: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Portugal ist bereits fix für die Endrunde gesetzt. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern.

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