Bei Conchita Wurst waren die Wettquoten nach der ersten Probewoche deutlich schlechter als das Endergebnis: Damit tröstet sich Zoë, wenn sie an die Buchmacher denkt. Auf deren Listen verpasst die 19-jährige Wienerin knapp den Einzug ins Finale. Bereits jetzt ein sicheres Nein haben San Marino, Finnland, Montenegro und Moldau.

Insider sagen "Loin d'ici" ein gutes Televoting voraus, befürchten aber, dass der Titel vielen Jurys zu schlagerhaft sein könnte. Der Rahmen für ihren Auftritt ist jedenfalls weniger kitschig als beim österreichischen Vorentscheid, trotz Blumen und Schmetterlingen. Auf Schneefall als Showeffekt muss das ORF-Team allerdings verzichten: Die Schweden untersagten Konfetti und Kunstschnee. So rieselt es bloß animiert auf der LED-Wand im Hintergrund.

Kunterbunte Show der 19-jährigen Zoë
Kunterbunte Show der 19-jährigen Zoë © EBU

Gespart wurde beim Backgroundchor, der ohnehin nicht ins Bild kommt: Österreichische Sängerinnen hätten mindestens 14.000 Euro gekostet. Stattdessen wurden zwei Profis in Stockholm angeheuert. Zoë übte mit ihnen schon vorab per Skype. Ein ehemaliger Sieger reiste einst ebenfalls ohne Chor an: Toto Cutugno engagierte seinen Sängerkreis anno 1990 direkt in Zagreb.

Die Stimmung vor Ort spricht jedenfalls zu 100 Prozent für Zoë: Die Herzen fliegen der Wienerin bei jeder Nebenveranstaltung wie Auftritten im Euroclub und Euro-Café sowie den Pressekonferenzen zu. Wie ein Fohlen hüpft sie über die roten Teppiche, voller Freude über die "Zoë! Zoë!"-Rufe und dass ihr Lied stets inbrünstig mitgesungen wird. "Das gibt mir so viel Kraft. Wie eine Glückswelle, die mich überflutet", grinst Zoë.

Die Wettquoten nagen an ihr, sie hat aber auch folgende Hoffnung, wie sie schmunzelnd erzählt: "Viele kleine Mädchen, die vor dem Fernseher sitzen, werden hoffentlich zu ihrer Mama sagen: ,Sie sieht aus wie eine Prinzessin! Lass uns für sie anrufen, bitte!‘" Heute muss ihr gewinnendes Wesen über die Bildschirme rund 30 Millionen Zuschauer erreichen. So viele lockt das Halbfinale europaweit an. Knapp zehn Prozent davon greifen auch zum Hörer oder schicken eine SMS für ihren Favoriten. Eine Zahl, die die EBU freilich nicht offiziell bestätigen will. Stimmberechtigt sind heute neben den 18 Ländern, die im ersten Semifinale am Start sind, noch Frankreich, Spanien und Schweden.

Nina Kraljic tritt für Kroatien an
Nina Kraljic tritt für Kroatien an © EBU

Zwei Österreicher zittern bei Kroatien mit: Die Wiener Andreas Grass und Nikola Paryla alias Popmaché haben "Lighthouse" für Nina Kraljic komponiert, was ohnehin zu Beschwerden von kroatischen Politikern führte, die postulierten, dass man genügend Top-Songschreiber im eigenen Land hätte. "Kein musikalischer Leuchtturm an Innovation", lautet das Urteil im Pressezentrum über die Mainstream-Ballade mit Ethno-Touch, die jedoch bei den Wetten in den Top 10 liegt. "Wir haben eine Metapher gesucht und uns für den Leuchtturm als eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten entschieden", erzählen die Wiener. Das passe durch Seenot etc. in unsere Zeit, könne aber auch einen Beziehungsmenschen beschreiben. Ninas Stimme hat zweifellos einen Wiedererkennungswert.

Manche fallen heute eben durch ihre Show, andere durch ihre Gesangsleistung auf - live zu sehen ab 21 Uhr in ORF eins.