Die Herren nennen die Damen im Büro nur Honey und Sweetheart, ihre Röcke schwingen und ihr Lachen wird einen Tick lauter und schriller, wenn die Männer schlechte Witze machen. Ein toxisches Gemisch, das hier Anfang der 1950er-Jahre in einer Forschungseinrichtung in Kalifornien vor sich hin brodelt. Die patriarchalen Strukturen wirken hier wie anderswo auch in Perfektion. Die Chemikerin Elizabeth Zott (Brie Larson) spürt die Frauenfeindlichkeit doppelt: Sie will die ihr zugedachte Rolle der devoten Assistentin nicht spielen, weil sie keine ist. Und ihre Kollegen im männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb haben ihr Potenzial längst erkannt, was die Abwertungsspirale noch befeuert. Als sie gekündigt wird, übernimmt die passionierte Hobbyköchin eine TV-Sendung und macht sie höchst erfolgreich zu ihrer Plattform, denn was ist Kochen anderes als Chemie?

Die Serienumsetzung des Buchbestsellers "Eine Frage der Chemie" hält sich nicht mit Details auf, sondern legt Stück für Stück die Filetstücke patriarchaler Unterdrückungsmechanismen auf den Präsentierteller. Rund um eine brillante Brie Larson wird, manchmal ein bisschen zu glatt, der Befreiungsschlag einer Frau inszeniert, die eigentlich nicht viel mehr verlangt als Gleichberechtigung. Und das scheint damals wie heute noch eine Art Raketenwissenschaft zu sein.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

"Eine Frage der Chemie" ist auf Apple TV+ zu sehen.