Ganze 128 Folgen lang fieberten die zwei Lager mit: Ist Joey Potter jetzt Team Dawson oder doch Team Pacey? Die Antwort auf die alles entscheidende Frage bei der Serie "Dawson's Creek" dauerte immerhin sechs Staffeln oder fünf Jahre. Heute spricht man gerne von einer Kultserie, weil die Coming-of-Age-Produktion in der Pre-Streamingzeit mit ihren Irrungen und Wirrungen eines Freundeskreises den Nerv einer Generation getroffen hat. Und es war ein ganz spezieller Mikrokosmos, in den die Serie eingebettet war: ein beschauliches Städtchen nahe Boston, viel Idylle, viel Wasser, eine abgespeckte Version des überkandidelten Hampton-Styles und Freunde aus Kindheitstagen, denen irgendwann die Hormone gewaltig in die Quere kommen. Letzteres ist die DNA, der Buchvorlage für den Serienhit "The Summer I Turned Pretty" ("Der Sommer, als ich schön wurde") und schwer vorstellbar, dass die Autorin, die 42-jährige Jenny Han, kein Fan von "Dawson's Creek" war und ist.

Mit der Trilogie gelang der Amerikanerin der internationale Durchbruch und Amazon Prime war im Rennen um die Rechte erfolgreich. Nach der erfolgreichen ersten Staffel ist seit Freitag Staffel zwei abrufbar. Hauptprotagonistin "Belly" (Lola Tung), die mit ihren Freunden alljährlich im immer gleichen Ferienhaus nahe Boston den Sommer verbringt, ist zwischen den beiden Brüdern Conrad (Christopher Briney) und Jeremiah (Gavin Casalegno) hin- und hergerissen. Staffel zwei ist für alle Protagonisten neuerlich eine emotionale Achterbahnfahrt. Wie schon im Vorgänger setzt man auf emotionalen Eskapismus im Feriengewand. Ein vorhersehbares Liebesdrama in acht Akten unter dem Brennglas, der Cast fängt etwaige übertrieben kitschige Höhen und Tiefen aber gekonnt ab.

★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

"The Summer I Turned Pretty" ist auf Amazon Prime zu sehen.