Eine kurze Bilanz der letzten drei „Bluestage“, bitte. Wie spricht das Grazer Publikum auf diese Musik an?
OLIVER MALLY: Die ersten drei Auflagen haben dankenswerterweise sehr gut funktioniert. Ich glaube, Graz war hungrig nach einem Festival dieser Art. In Sachen Blues passiert ja, wie wir dem Veranstaltungskalender entnehmen können, international gesehen recht wenig in dieser Stadt. Deshalb hatte ich auch die Idee, dieses Manko durch Bluestage auszugleichen. Man sieht schon, dass ein Bedarf da ist.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Bluestage Volume 4, die am Donnerstag starten?
OLIVER MALLY: Als Veranstalter weiß man ja nie, wie so etwas ankommt. Aber, wie gesagt, es funktioniert bisher zum Glück sehr gut. Und ich gehe mit derselben Liebe und Akribie an die Sache heran wie bei der ersten Auflage. Es gibt auch schon Planungen für das nächste Jahr, da wird es voraussichtlich eine Live-CD geben mit jenen Acts, die in den letzten Jahren gespielt haben.

Sie sagen, die Menschen seien hungrig nach Blues. Warum ist das so?
OLIVER MALLY: Durch diese Musik kann man sich rhythmisch sehr leicht verführen lassen. Und vor allem: Blues ist organisch, nicht Plastik, Blues ist handgemacht. Außerdem findet diese Musik sehr schnell Zugang zum menschlichen Gefühlssystem. Im Laufe eines Abends beginnt der hartnäckigste Verweigerer zum Mitswingen, Mitklatschen oder Mitstampfen. Und oft passiert das ohne große Lautstärke. Ein einzelner Blues-Gitarrist, der gut groovt, kann einen ganzen Saal abholen. Das Publikum schätzt auch, dass Musiker am Werk sind, die nicht nur etwas können, sondern die auch hinter dem stehen, was sie tun. Man sieht bei so einem Festival fast nur glückliche Menschen, das ist auch für mich ein schönes Gefühl.

Das heißt, die Sehnsucht nach dem Echten spielt da offenbar eine große Rolle.
OLIVER MALLY: Ich bin überzeugt, dass es diese Sehnsucht gibt – in verworrenen Zeiten wie diesen sogar mehr denn je. Man hört immer nur von Fake News, aber es gibt auch viel Fake Music, musikalischen Schrott. Und davon wollen viele nichts mehr hören. Ich glaube, dass sich die Menschen gerne berühren lassen. Einfach einmal den 12-, 14-Stunden-Tag vergessen, durch den viele gepeitscht werden, und Musik auf sich wirken lassen – und das länger als für die Dauer des Konzertes. Die Menschen schätzen am Blues, dass sie sehen, wie jemand bereit ist, sich für sie auszuziehen.

Es gibt in anderen Musikrichtungen oft das „New“ vorne. New Folk, New Soul, New Jazz. Wie ist das beim Blues? Braucht er auch das „Neu“-Etikett?
OLIVER MALLY: Es gibt den Contemporary Blues, der halt andere Stilelemente, oft sogar einen Industrial Sound, beinhaltet. Mit dem Blues kann man in Wahrheit alles machen – aber man muss es halt g’scheit machen. Die Mixtur darf nicht wie ein Ablenkungsmanöver dafür wirken, dass die Substanz fehlt.

Was erwartet die Hörer bei den vierten Bluestagen?
OLIVER MALLY: Wir sind sehr international und sehr bunt. Die Crazy Hambones aus den USA, UK und Deutschland spielen Stomping Blues und Boogie, Big Daddy Wilson aus den USA hat eine göttliche Stimme und ist ein toller Performer, Tom Shaka ist im Delta Blues beheimatet und Trickbag aus Schweden, Finnland und England haben als erste europäische Band als Headliner beim Blues-Festival in San Francisco gespielt. Ich selbst trete mit den Blues Messengers auf. Und alle Bands sind „road tested“, also straßenerprobt.

Grazer Bluestag Vol. 4: Das Programm

Die Grazer Spielstätten veranstalten zum vierten Mal die von Oliver Mally kuratierten Bluestage im Orpheum Extra. Das Programm im Detail:
31. Jänner: Crazy Hambones, Big Daddy Wilson.
1. Februar: Tom Shaka, Trickbag.
2. Februar: The Blues Messengers feat. Martin Gasselsberger, Egidio „Juke“ Ingala & The Jacknives.
Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Karten: 30 Euro, Festivalpass 72 Euro, Tel. (0316) 8008 9000.
Alle Informationen unter:
www.spielstaetten.at