Man muss nicht mehr weiter erklären, wer dieser Willi Resetarits ist. Legende, Musiker, Kultfigur in seiner Verkörperung als Kurt Ostbahn, Menschenrechtsaktivist, Doyen der Nächstenliebe schlechthin; einer, der diesem Land seit Jahrzehnten ein würdiges, freundliches, mitfühlendes Antlitz verleiht. Einer, der in der Gegenwart lebt und sie mitgestaltet; keiner, der je zurückgeblickt hat - obwohl es da so viele Großtaten gibt, an die er sich erinnern könnte.
Und das hat er jetzt erstmals auch getan. Zu seinem 70. Geburtstag, den Willi Resetaritis bereits am 21. Dezember feierte, bescherte er sich und vor allem seinem treuen Publikum ein zweitägiges Geburtstagsfest in der Wiener Stadthalle F. Bereits der heutige Abend hat gezeigt, dass es da kaum mehr eine Steigerung geben kann. Aber morgen, Samstag, geht das Fest weiter. Und wer Resetarits kennt, weiß, dass da noch einiges an Überraschungen wartet.
Der taufrische 70er hat ein ganz besonderes Programm zusammengestellt. Der Plan und das Ziel: Er möchte an diesen beiden Abenden mit allen Gruppen und Formationen auftreten, mit denen er im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte auf der Bühne stand.
Die Zeitreise begann im Jahr 1963, als der damals 15jährige Resetarits mit "The Odds" seine erste Schulband gründete. Fast alle Mitglieder, teilweise aus Amerika angereist, fanden sich auch gestern in der Stadthalle ein und traten den Beweis dafür an, dass sie zwar in die Jahre gekommen sind - aber nicht aus der Übung. "You Really Got Me" von den Kinks und "Sunshine Of Your Love" von Cream krachten ordentlich, und als auch noch Bruder Lukas sich zur "Beattruppe" gesellte und "Gloria" anstimmte, war die glorreiche Reminiszenz perfekt.
Im Verlauf des stimmigen, dreistündigen Abends, der voll magischer Momente war, wurde die enorme Bandbreite und vor allem kreative Tiefe dieses Musikers und Menschen immer deutlicher und beeindruckender. Mit dem Streichquartett "String Fizz" und Sängerin Tini Kainrath stimmte das ausgelassen moderierende Geburtstagskind Gershwin-Songs an, mit seinen Stubenblues-Haberern ließ er wunderbare Vertonungen von Artmann-Gedichten in die Wiener Schneenacht steigen, mit den "Strottern" zelebrierte er spitzbübisch das Wiener Lied, mit den Brüdern Lukas, Peter und den "BasBariTenori" kroatische Volkslieder - und als dann die Musiker seines Vertrauens zu einer atemberaubenden Unplugged-Session zusammentrafen, stand plötzlich der Kurt Ostbahn im Rampenlicht und das "Feia" brannte lichterloh. Empathie und Begeisterung waren mit den Händen greifbar. Auf beiden Seiten.
Am Samstag wird dieses grandiose Fest fortgesetzt, zu dem sich die große Resetaritsfamilie eingefunden hat. Unter anderem mit den Schmetterlingen, Ernst Molden, den Neuen Wiener Concertschrammeln - und auch der Herr Kurt wird noch einmal seine Aufwartung machen. Vermutlich wird er mit einem 57er Chevy anrauschen.