Der dritte Tag am Nova Rock bleibt dem Credo des Festivals treu: Sonne, Staub und Rockgrößen beehrten auch am Samstag die Besucher.

Den Abschluss machte Punkrock-Ikone Billy Idol. Sein Los war ein denkbar schweres: Sein Set startete er um etwa 0.45 Uhr. Kein Problem für die Nova-Rock-Besucher, die ihrem Ruf als Nachteulen wieder gerecht wurden. Trotz der fortgeschrittenen Stunde pilgerten viele von der Blue Stage, auf der zuvor Volbeat spielten, auf die kleinere Red Stage.

Ein bemühter Billy Idol war sich der Situation bewusst und versuchte die Fans noch einmal für 90 Minuten zu motivieren. "Komm, Nova Rock, zeigt mir, was du drauf hast." Allein, das gelang ihm nicht ganz. Zu einstudiert wirkte die Bühnenshow, zu gedrungen mancher Song.

Generell zeigten sich die Fans am Samstag ein bisschen träge. Dafür, dass die Veranstalter an diesem Tag mit den meisten Festivalgästen gerechnet hat, war das Areal verhältnismäßig wenig besucht. Der Ansturm wurde am Abend deutlich größer, großen Anteil daran hatten Bullet For My Valentine, Volbeat und Limp Bizkit.

Limp Bizkit überzeugten

Letztere haben ihr Festivalkonzept perfektioniert. Ganz nach dem Motto "Gib den Leuten, was sie wollen" wurde ein Hit nach dem anderen gespielt. Die Fans dankten es ihnen bereits nach dem ersten Riff des Gigs: Sänger Fred Durst war nicht einmal auf der Bühne, als schon Bierbecher und Klopapierrollen durch die Luft flogen.

Durst, der mit Abstand das bislang interessanteste Outfit des Festivals trug - ein Fischerhut, dazu ein Football-Trikot, eine Hose mit Rosenmuster sowie rote Handschuhe - gab gleich zu Beginn die Marschroute vor. "You know what time it is, motherfucker", gröllte er dem Publikum entgegen. Das Gelände war sehr gut gefüllt, viele wollten die Amerikaner sehen.

Die Stimmung ging endgültig Richtung Volksfest als die Band das Intro zu "Seven Nation Army" anspielte. Es sollte an diesem Abend nicht der letzte bekannte Einspieler von anderen Bands bleiben. Neben Klassikern wie "My Generation" oder "Rollin'" sorgte unter anderem das Rage-Against-The-Machine Cover "Killing In The Name Of" für Begeisterung.

Die Rock-Veteranen erfinden damit das Rad nicht neu, doch sie haben verstanden, was ihre Fans wollen. Durst zeigte zudem massiven Körpereinsatz.

Wizo waren genervt

Diese Präsenz war auch auf der Red Stage hörbar. Die deutschen Punkrocker Wizo, die gleichzeitig mit Limb Bizkit spielten, waren genervt von den Amerikanern. Während einer Pause zwischen zwei Songs forderten sie Fred Durst auf "die Klappe zu halten".

Ähnlich wie Limb Bizkit gaben Volbeat auf der Bühne Stoff. Zunächst war der Start jedoch etwas holprig, es dauerte ein wenig, bis die Dänen und das österreichische Publikum warm wurden. Spätestes, nachdem Sänger Michael Poulsen der Masse erklärte, dass sie seit acht Uhr Früh auf ihren Gig warteten, war der Bann gebrochen. "Ihr seid ein Wahnsinn, wir lieben euch", freute sich die Band.

Die Metaler hielten die Festivalgäste geschickt mit ihren Gitarrenriffs in Schach. Die Show war dennoch aufs Wesentliche reduzierte Show und brachte wenig Neues mit sich. Poulsen taugte es im Burgenland offenbar trotzdem. Der Frontman stimmte neben Eigenproduktionen wie "Still Counting" oder "Sad Man's Tongue" zudem auf der akustischen Gitarre "Fire Of Ring" von Johnny Cash an.

Ice_T verrät Geheimnis

In vielen Gesichtern zeichnen sich die vergangenen Tage ab: Augenringe und aufgebrannte Wangen waren überall zu sehen. Womöglich ein Grund, warum eher weniger vor den Bühnen los war. Und das, obwohl Rockgrößen auf der Konzertliste standen. Body Count feat. Ice_T machten am späten Nachmittag den Anfang. Vor dem Auftritt verriet der 60-jährige Ice_T das Geheimins seiner Bühnenpräsenz. „Ich habe Drogen und Alkohol abgeschworen. Die Stunde auf der Bühne ist mein Work-out.“

Der Auftritt selbst war dann eine Mischung aus derben Wortausbrüchen und soliden Songs, mehr auch nicht. Das hatten am Tag zuvor Avenged Sevenfold und The Prodigy um einiges besser gemacht. Bullet For My Valentine kamen mit Hits wie „Tears Don’t Fall“ und einer wattstarken Soundanlage aufs Festival. „Da helfen auch keine Ohropax mehr“, war aus der ersten Reihe leise zu hören.

LaBrassBanda sorgten für Abwechslung

LaBrassBanda sorgten für musikalische Abwechslung am Nova Rock. Die Band punktete auf der Red Stage mit einem massiven Bläsersatz und guter Laune. Zum Ende des Auftritts schaute dann sogar noch Turbobier-Sänger Marco Pogo vorbei, zusammen wurde der „Märchenprinz“ von der EAV angestimmt.

Punkrock-Wandertag

Um 14 Uhr ging der erste "Punkrock"-Wandertag am Nova Rock über die Bühne. Die Musiker der Donots, die um 14.45 Uhr auf der Red Stage auftreten, und die Mitglieder von Turbobier, die um 15.50 Uhr auf der Blue Stage gastieren, haben sich im Vorfeld dazu abgesprochen.

Was die beiden Bands dann unabhängig von einander ablieferten, verdient das Prädikat "Sehenswert". Das Tempo wurde hochgehalten ebenso wie die Interaktionsrate mit den Besuchern. "Hut ab, das geht ja gut ab", zeigten sich die Donots vom Publikum vor der Red Stage begeistert. Die deutschen Punkrock-Veteranen ließ die (überschaubare) Masse tanzen und zeigten gleichzeitig enormen Einsatz auf der Bühne.

Crowdsurfing

Ähnlich motiviert waren wenig später die österreichischen Turbobier auf der Blue Stage. Die Wiener widmeten ihre mit Schmäh und Anarchie durchsetzten Songs vor allem der Polizei - und ihrer Cousine Barbara, die anscheinend ihn einen "Kiwara" verliebt ist.

Davon fühlten sich offenbar viele angesprochen: Crowdsurfing war keine Wahl, sondern eine Pflicht. Sogar mit, ja, einem Rollstuhl. "Na bitte, schaut des schee aus!", kommentierte Frontman Marco Pogo das Schauspiel. Freitagnacht wurde schließlich noch das Eröffnungsfeuerwerk nachgeholt, das am ersten Tag buchstäblich ins Wasser viel.

Mit dem Bandshirt ist es so eine Sache. Meist vegetiert es im Schrank vor sich hin, erst wenn die Festivalsaison im Kalender steht, erblickt es wieder das Licht der Welt. Am Nova-Rock-Festival in Nickelsdorf macht sich jedoch ein weiterer Textiltrend bemerkbar. Vermehrt werden Oberteile gesichtet, die mehr auf den eigenen Aggregatzustand hinweisen als auf die musikalische Präferenz. Sprüche a là „A Festival ohne Bier is wie a Heisl ohne Tia“ sind da zu lesen – wahlweise garniert mit Propellerhut auf dem Kopf.

Auf den Campingplätzen wird indes ordentlich weitergefeiert, manch einem sieht man den Bierkonsum der vergangenen Tage deutlich an. Dass das Festival auch eine Veranstaltung der Liebe ist, wird auf dem Green-Camping-Platz offensichtlich. Nadine aus Bruck-Mürzzuschlag wurde kurzerhand von ihren Freundinnen zum Poltern aufs Nova Rock entführt. Die Braut nahm es sichtlich entspannt: "Ich war davor schon etwa zehn Mal hier."

Handys gestohlen

Auffällig viele deutsche Festivalbesucher haben den Weg ins Burgenland angetreten. Die meisten wegen der Bands, wie sie behaupten. "Aber auch zum Saufen und Feiern", sagt Manuel aus Hamburg und ext ein Bier. Laut Polizei läuft bislang alles friedlich ab. Mit 250 Einsatzkräften sei man pro Tag vor Ort, sagt Polizeisprecherin Marion Bieler. Bisher gab es keine gröberen Vorkommnisse.

Lediglich ein 30-jähriger rumänischer Staatsbürger hat am Nova Rock zahlreiche Handys gestohlen, berichtete die Polizei. Der Mann war Security-Mitarbeitern aufgefallen, als er beim Verlassen einer WC-Anlage einige seiner Beutestücke verlor. Er wurde festgenommen und in die Justizanstalt Eisenstadt eingeliefert.

Die Polizei fand in seiner Kleidung versteckt unter einem Badeanzug eine Vielzahl an Mobiltelefonen, die er gemeinsam mit einem noch unbekannten Komplizen von Festivalbesuchern gestohlen hatte. Neun Opfer konnten bisher ausgeforscht werden. Sie haben ihre Handys bereits zurückerhalten.

Mit Verzögerungen beim Verlassen (!) des Festivalgeländes müssen Besucher rechnen. Der Grund: Die Polizei führt massive Kontrollen durch, da offenbar Festivalbesucher trotz entsprechendem Alkoholkonsum ins Auto gestiegen sind.