Ein untypisches Gesicht zeigt das Nova-Rock-Festival im burgenländischen Nickelsdorf am ersten Tag: Wo in den vergangenen Jahren Sonne und Staub regierten, herrschten am Donnerstag Wind und Regen. Hackschnitzel anstatt Hitze hieß es daher für die 215.000 Besucher, bereits bevor die US-Rocker „Starcrawler“ als erste Band auf der Red Stage das Festival eröffneten. Nieselregen hatte den von Unwettern ohnehin aufgeweichten Böden weiter zugesetzt.

Großer Einsatz

Das Team um Veranstalter Ewald Tatar arbeitete mit Pumpen und Radladern daran, das Festivalgelände „Pannonia Fields“ bespielbar zu machen. „Die vergangenen Tage waren sehr stressig“, fasste Tatar den Aufwand zusammen. Die Mühe hat sich bezahlt gemacht: Pünktlich um 14 Uhr verwandelten „Starcrawler“ mit ihrem zeitlosen Rock, der brachial und gleichzeitig mit einem Schuss Glam daherkommt, den Bereich vor der Bühne in ein Meer aus dampfenden Körpern.

Kein Wunder, dass die Kalifornier als nächstes großes Ding gehandelt werden. Ihr Auftritt gab ihnen recht: Sängerin Arrow de Wilde spuckte Blut, Gitarrist Henri Cash quälte seine Gitarre. Mehr Rockallüren kann ein Donnerstagnachmittag nicht bieten.

Verzögerungen

Zu diesem Zeitpunkt steckten allerdings viele Rock-Jünger jedoch noch im Anreisestau und wenig später bei den strengen Kontrollen am Festivalgelände im Gatsch fest. Mit bis zu eineinhalb Stunden Verzögerung musste man auf der Autobahn rechnen. Bei vielen war kurzfristig die Geduld zu Ende. „Wenn ich nur ein Bier hätte“, monierte eine Festivalbesucherin, während sie ihren Rollkoffer durch den Schlamm zog.

Entschädigung kam am späten Nachmittag in Form von Stone-Sour-Frontmann Corey Taylor, der mit seiner Metal-Band den Massen ordentlich einheizte. „Nova Rock, wir drehen heute gemeinsam durch“, raunte er in die burgenländische Landschaft. Gefordert, getan. 2010 beehrte die Band das letzte Mal das Nova Rock, den Durst nach Klassikern wie „30/30-150“ oder „Through Glass“ sah man den mehrheitlich in Regenjacken und Gummistiefel gekleideten Fans an.

„Großartig, der Auftritt hatte enorme Energie“, resümierte danach Mona aus Kärnten. Die Studentin ist mit einer Gruppe angereist. Neben „Stone Sour“ freute sie sich auf den Auftritt der deutschen Indie-Rocker „Kraftklub“. Eine Vorfreude, die durchaus ihre Berechtigung hatte, wie sich wenig später herausstellen sollte. Die Deutschen verstanden es das Tempo- und Schmählevel hoch zu halten. Mit ihren Feeld-Good-Beats und verspielten Texten hielten sie das zusehends wachsene Publikum bei der Stange. Hits wie "Song für Liam" oder "Chemie Chemie Ya" brachten die Massen endgültig zum Abtanzen. Schöne hippe Welt.

Weniger hip, dafür umso poppiger ging es nachher bei den Co-Headliner der Blue Stage Seiler und Speer zu. Da wurden zeitweise Kerzen und Handylichter gezückt, um atmosphärisch die Nacht zu erleuchten. Wolfgang Ambros wäre auf die beiden Niederösterreicher stolz gewesen. Dem Publikum gefiel jedenfalls, was es da zu sehen bekam - und das lag sicherlich nicht nur am Konfettiregen.

Eine deutlich härtere Gangart schlugen die Headliner auf der Red Stage, Parkway Drive, ein. Bei wieder einsetzenden Regen zauberten sie ein Lächeln auf so manchen Festivalgast. Das will zumindest Frontman Winston McCall so gesehen haben: "Fuck yes! Lächelt weiter so, es macht richtig Spaß mit euch!", schrie er den Fans entgegen.

Marilyn Manson enttäuschte

Weniger Spaß an der Sache hatte offenbar der Headliner des Tages, Marilyn Manson, auf der Blue Stage. Das Konzert wurde zwar ambitioniert gestartet verkam jedoch je länger es dauerte zu einer verkrampften Angelegenheit  - für den Sänger und seine Fans. Aus einem gegenseitigen Geben und Nehmen wurde nach den ersten Liedern ein einseitiges Schauspiel. Das lag nicht nur an der etwas steif wirkenden Bühnenshow Mansons, sondern wohl auch am immer heftiger werdenden Regen. Eine Konstante hatte der einstündige Gig jedoch: Nach jedem Song wurde der Wavebreaker vor der Bühne dünner besetzt.

Und das, obwohl der Kultrocker Hits wie "This is the new *hit" oder "Mobscene" anstimmte. "Nova Rock du musst mich davon überzeugen, ob du das hier willst", sagte ein genervter Manson nach der Hälfte des Sets in Richtung Publikum. Allein, das war ein Schuss in den Ofen, oder besser gesagt in den burgenländischen Nachthimmel, denn mit ständigen Kostümenwechsel und den damit verbundenen Pausen zwischen den Liedern, konnte der Meister der Theatralik selbst keine Stimmung aufbauen. Der erste Tag endet also musikalisch durchwachsen.

Eine Überraschung verkündeten die Veranstalter des Nova Rocks Donnerstagnacht: Mit "Die Ärzte" steht bereits der erste Headliner für 2019 fest.

Gutes Wetter

Mit dem Nova Rock startete am Donnerstag Österreichs größtes Rock-Festival. Im burgenländischen Nickelsdorf werden bis inklusive Sonntag mehr als 215.000 Besucher erwartet, die auf mehreren Bühnen den Darbietungen von Bands wie Avenged Sevenfold,Iron Maiden oder Volbeat lauschen können.

Gute Nachrichten gibt es für das Nova Rock vom Wetter: Laut einer Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ist kaum mehr mit Regen zu rechnen. Am ehesten könnte es noch in der Nacht auf Sonntag einen Schauer geben.

Außerdem gibt es für die Musikfans neue optische Reize.

Das Gelände von oben
Das Gelände von oben © APA/HERBERT P. OCZERET

Immerhin hat das Team um Veranstalter Ewald Tatar die Outfits der Hauptbühnen überarbeitet, diese sind heuer mit umfangreichen LED-Elementen ausgestattet. Die kleinere Red Bull Bühne zeigt sich wiederum in Containerform. Neben Party-Area, Singlebörse oder Silent Disco steht naturgemäß die Musik im Vordergrund: Schockrocker Marilyn Manson ist ebenso mit von der Partie wie die Briten von The Prodigy oder deren Landsmann Billy Idol. Für ein nächtliches Witzefeuerwerk soll der deutsche Komiker Otto als Late-Night-Act sorgen. Ihren Auftritt leider absagen mussten hingegen Die Toten Hosen, deren Frontmann Campino vergangene Woche einen Hörsturz erlitten hat.

Ein Rückblick auf Nova Rock 2017: