Über die Bedeutung der Werke von Metallica nach ihrem "schwarzen Album" von 1991 darf man diskutieren. Aber der Ruf der US-Band als Live-Act ist unantastbar. Die einstigen Thrash-Metal-Pioniere, die längst ihr eigenes Genre sind, haben das am Samstag in Wien mit einem starken Konzert bewiesen. "Metallica gives you heavy", versprach Frontman James Hetfield. Das Publikum dankte mit viel Beifall!

Zu Beginn des letzten Drittels stellte der Sänger und Gitarrist die rhetorische Frage: "Do you want it heavy?" Kurz darauf ließ er mit seinen Mitstreitern das stampfende, tonnenschwere "Sad But True" vom Stapel und brachte die seit Monaten ausverkaufte Halle endgültig zum Kochen. Es war ein Höhepunkt einer Darbietung, die kaum Wünsche offen ließ: Spielfreude traf auf Routine, altes und neues Material passte ziemlich perfekt zusammen und die optische Show wusste auch zu gefallen. Metallica sind offenbar unkaputtbar - ebenso wie ihr Über-Hit "Enter Sandman", für den am Ende die letzten Kraftreserven zum Mitgrölen freigesetzt wurden.

Zum Abräumen gekommen

Doch zum Anfang: Gestartet worden war auf der in der Hallenmitte platzierten Bühne mit dem schnellen "Hardwired" und dem etwas melodischeren, aber nicht weniger flotten "Atlas, Rise!", zwei Songs aus dem aktuellen Album "Hardwired...To Self-Destruct". Dann schalteten die Herren, traditionell in schwarzen Jeans und schwarzen T-Shirts, noch einen Gang höher. Die Wucht und der Druck von "Seek And Destroy", seit 1982 unverzichtbarer Bestandteil im Repertoire, machte klar: Man war zum Abräumen gekommen. "Fade To Black" mit seinen Tempowechseln und das von "Killer-Bassist" Robert Trujillo und Drummer Lars Ulrich eingegroovte "For Whom The Bell Tolls" führten zurück zu jenen Tagen, als Metallica vom Underground zur Metal-Legende aufstiegen.

Vom 2008er-Tonträger "Deathmagnetic" blieb kein einziger Song auf der Setlist, Stücke aus dem vielleicht künstlerisch relevanten, aber von den meisten Fans gehassten "St. Anger" gab es auch keine zu hören, von den unausgegorenen Zwillingsalben "Load" und "Reload" schaffte es bloß das herausragende "The Memory Remains" nach Wien. Das gebotene Programm beinhaltete weder Experimente noch Ausrutscher und glich trotz immerhin sieben neuer Nummern einem "Best Of" - vermutlich auch deshalb, weil "Hardwired...To Self-Destruct" alle erfolgreichen Metallica-Ingredienzien vereint. "Halo On Fire" etwa spielte live (fast) in einer Liga mit "Through The Never".

Quaderförmige, von der Decke auf und ab schwebende und sich drehende Video-Monitore sowie stylische Lichtinstallationen und etwas Pyrotechnik sorgten für Wow-Effekte, verdrängten die Musik allerdings nie in den Hintergrund. Extra für Wien brachten Trujillo und Lead-Gitarrist Kirk Hammet übrigens eine Metal-Version von Falcos "Amadeus". Eine ebenso nette Geste war eine kurze Hommage an den 1986 verunglückten Bassisten Cliff Burton in Bild und Ton. Die unvermeidliche Ballade "Nothing Else Matters" haben Metallica auf dieser seit Mitte 2016 laufenden Tour in den Zugabenteil gepackt, das Allerbeste kam davor: "Master Of Puppets", die vielleicht größte Metal-Hymne überhaupt, verfehlte auch diesmal nicht ihre Wirkung - heavy entertainment!