An „Relaxer“ wurde hart gearbeitet. Das Lied „House of the Rising Sun“ wurde etwa mit 20 simultan spielenden Gitarren aufgenommen. Warum so viel Aufwand für ein Album?
Gus Unger-Hamilton: Je mehr Aufwand betrieben wird, desto qualitativer wird das Album. Es ist wie beim Kochen. Gewürze werden in den Topf getan, viele dieser Zutaten bemerkt man später aber nicht. Sie verleihen dem Gericht jedoch geschmackliche Tiefe. Auf „Relaxer“ umgelegt: Natürlich hätten wir den Part mit einer Gitarre einspielen können, aber schlussendlich hört es sich nicht gleich an. Wir sind Perfektionisten.
In alt-J-Texten finden sich oft literarische Referenzen wieder. Seid ihr auf „Relaxer“ eurer Linie treu geblieben?
Auf der neuen Platte geht es um Liebe, Sex und den Tod. Themen, die im menschlichen Bewusstsein tief verankert sind. Ein guter alt-J-Song ist es geworden, wenn wir es geschafft haben, ein ausgelutschtes Motiv neu zu interpretieren.
Kritiker sagen euch einen Hang zur Esoterik nach.
Leute glauben, dass alles, was wir machen, esoterisch und durchdacht ist sowie eine tiefere Bedeutung hat. Viele Lyrics sind zwar durchdacht, aber es gibt auch Textzeilen, die keinen tieferen Sinn haben. So wie unser Bandname und das dazugehörige Delta-Symbol.
Ihr arbeitet mit Elementen der klassischen Musik. Haben euch österreichische Komponisten in eurem Schaffen beeinflusst?
Meine ersten musikalischen Gehversuche waren am Klavier. In meiner Kindheit habe ich Stücke von österreichischen Komponisten wie etwa Wolfgang Amadeus Mozart gespielt. Joseph Haydn ist mein Lieblingskomponist.
Woher kommt der Antrieb, Musik zu machen, die sich von anderen Künstlern abhebt?
Das ist ein natürlicher Prozess. Wir machen Musik, die uns interessant erscheint. Trends kümmern uns nicht. Die Band wurde nicht gegründet, um auf Tour zu gehen und Mädchen zu treffen. Wir sind eben eine spezielle Band.
Habt ihr abseits der Bühne eigentlich Macken?
Joe Newman: Wenn Gus isst, summt er ab und zu, ohne es zu bemerken, klassische Musik. Ich lasse gerne meine Gelenke knacksen (lacht).
Kirin Kohlhauser