13 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Für die österreichischen Fans von Phoenix eine Zahl, die sie ab sofort aus ihrem Gedächtnis streichen können. 2004 legte die französische Band ihren letzten Auftritt in der Alpenrepublik hin. Bis Freitagnacht. Mit etwas Verspätung begannen die Indie-Rocker ihr rund eineinhalbstündiges Konzert vor österreichischer Kulisse. Die Bühnendeko vermittelte dabei den Charme einer italienischen Disco: Über den Musikern schwebte ein überdimensionaler Spiegel, der gemeinsam mit einer bunten Lichtshow so manchem Festivalbesucher "Amore" entfleuchen ließ. Die Mannen rund um Frontman Thomas Mars waren sichtlich beeindruckt von der ausgelassen Stimmung und grinsten den auf sie gerichteten Scheinwerfern entgegen.
Musikalisch wurde eine Phoenix-Zeitreise gemacht. Die Franzosen waren sich bewusst, dass 13 Jahre ziemlich lange sein können. Neben Liedern aus dem aktuellen Album "Ti Amo" wurden Klassiker wie "Lisztomania", "1901" oder "If I Ever Feel Better" gespielt. Das bunt durchmischte Publikum, neben älteren Fans gesellten sich auch junge Festivalbesucher, dankten es mit Seifenblasen, Konfetti und Dauerapplaus. Als sich schließlich Mars in die Massen stürzte, um sich zu verabschieden, brachen alle Dämme.
Thomas Mars verabschiedete sich von den Fans:
Metronomy und Foals legten vor
Zuvor zündeten die Foals und Metronomy aus England ein wahres Indie-Feuerwerk. Vor allem die aus Oxford stammenden Foals brachten die Massen vor der Bühne zu schwitzen. Moshpits bildeten sich und der charismatische Frontman Yannis Philippakis peitschte die Tanzwütigen mit seiner Stimme und seinen Riffs weiter an. Math-Rock wie er im Indiebuche steht. Zuvor versüßten Metronomy mit ihrem beatlastigen Indie-Pop die späten Nachmittagsstunden der Festivalbesucher. "Österreich, das war einfach großartig", raunte Sänger Joseph Mount in die burgenländische Waldlandschaft.
Foals gaben ordentlich Gas:
Junge Acts zeigten auf
Same same but different: Der zweite Tag präsentiert sich ähnlich dem ersten. Die Sonne macht das, was sie am besten kann, den Festivalbesuchern ordentlich einheizen. Strohhut und Cappy sind Pflicht und wer hier mit langer Hose antanzt, hat ohnehin verloren. Spätestens beim ersten österreichischen Act an diesem Wochenende hätte es sich gerächt: Die Nihils zeigten vor gut zweitausend Besuchern, warum sie gerade in den Alternative-Charts auf und abgespielt werden. Die Wahl-Berliner geizten nicht mit tanzbaren Beats und eingängigen Melodien. Tonprobleme gab es diesmal an der Main Stage nicht.
Nur Hunger auf der Second Stage mussten kurz mit einem Ausfall des Laptops kämpfen. Das Malheur lud die Band kurzerhand zu einem improvisierten Gespräch mit den Fans ein. Nach wenigen Minuten ging es schließlich wieder weiter. Abgesehen davon zeigten die Wiener eingängigen Indiepop, der besonders von der mit Glitzersteinen bespickten Jacke von Sänger Lucas Fendrich aufgewertet wurde. Die in einer Halle untergebrachte Stage findet bei den Besuchern Anklang. Ob das auch an den heißen Außentemperaturen liegt?
Zum Kochen brachte die Second Stage schließlich die Giant Rooks. Die jungen Deutschen mussten mit ihrem kraftvollen Indie-Rock kurzfristig von der Hauptbühne auf die kleinere wechseln. Was der Stimmung auf der Bühne und im Publikum keinen Dämpfer bescherte. Im Gegenteil. Mit einer energiegeladenen Show erinnerten sie musikalisch an die frühen The Kooks. Eine Band, die sich Liebhaber des treibenden Rocks merken sollten. "Die waren eine große Überraschung. Eine super Liveband, mit herrlichen Rhythmen", war etwa Florian Plasch aus Graz begeistert. "Die Bühnenshow war einfach der Hammer", stimmte Michael Plank aus Hartberg in den Lobeshymnen mit ein.
Der umjubelte Auftritt der Giant Rooks:
Nicht nur die Bands sorgten für Stimmung. Das Indie-Volk zeigte sich kreativ. Aus dem nahen Wald tönen immer wieder eingängige Trompetenmelodien, der Urheber wurde bisher jedoch noch nicht aufgespürt.
Der erste Festivaltag beim Out Of The Woods-Festival im burgenländischen Wiesen endete so, wie er begonnen hatte: hitzig. Waren es am Tag noch die mehr als 30 Grad Celsius sowie die schwülen Luftmassen, die den Festivalbesuchern den Schweiß ins Gesicht trieben, zeigten sich in den Abendstunden die ersten Acts auf der Hauptbühne dafür verantwortlich, dass es so blieb. Mehr dazu hier.
Kirin Kohlhauser