Samtjackett, weißes Hemd und Pudelfrisur, dazu seine Gitarre "Red Special" - das ist Brian May, der neuerdings manchmal recht miesepetrige Gitarrist der legendären Band Queen. Nach dem Aids-Tod von Frontmann Freddie Mercury 1991 war er vor allem als sanftmütiger Gitarrist einer Band bekannt, deren beste Jahre schon lange vorbei sind.

Seit er seinen Blog "Brian's Soapbox" schreibt, findet er immer wieder neue Gründe, um sich aufzuregen: Mal ist es die Entfernung der Flugsitze zum Fenster in der ersten Klasse, dann die Massenkeulung von Dachsen, und gegen die Fuchsjagd hat er auch einiges zu sagen. May verteidigte sein Engagement für den Tierschutz im "Mirror": "Ich habe mir immer versprochen, dass ich - wenn ich meine Träume erfüllt habe - ein Jahr meines Lebens widmen werde, um das Leben von Tieren zu verbessern."

Am Mittwoch wird der meinungsstarke Rockstar mit Doktortitel in Astrophysik 70. Der Musiker feiert zwischen zwei Auftritten in Toronto und Detroit auf seiner derzeitigen Welttour.

Bassist John Deacon, Schlagzeuger Roger Taylor, Gitarrist Brian May und vorne Sänger Freddie Mercury
Bassist John Deacon, Schlagzeuger Roger Taylor, Gitarrist Brian May und vorne Sänger Freddie Mercury © VOX

May wächst als Einzelkind im grünen Westen Londons auf. Sein Vater - ein technischer Zeichner - spielt Klavier und Ukulele. Der sieben Jahre alte Brian steht auf Gitarren. "Als Kind war mir nicht bewusst, dass wir wirklich arm waren", erzählte May dem "Guardian". Die Eltern kratzen das Geld für seine erste akustische Gitarre zusammen. "Mit 16 wollte ich verzweifelt eine richtige E-Gitarre haben, aber wir konnten sie uns nicht leisten, also begannen Dad und ich, eine zu bauen." Herauskommt die "Red Special", die er auf jedem Konzert spielt und die auf jedem Queen-Album zu hören ist. Auf Tournee hat sie sogar ihren eigenen Leibwächter.

Brian May ist ein so geradliniger Rocker, dass es überrascht, dass er 1971 mit dem überkandidelten und charismatischen Dandy Freddie Mercury auf der Bühne steht. "Rock war eine Show. Man konnte nicht sagen, wer schwul war und wer nicht, und warum sich überhaupt die Mühe machen?" Bevor Queen weltweit die Stadien mit ihren opernhaften Shows füllen, schocken sie ihr Publikum: Songs mitzusingen und zu tanzen, ist damals extrem uncool, normalerweise sitzen die Fans auf dem Boden und nicken zur Musik. "Deshalb schrieben wir 'We Are the Champions', 'We Will Rock You' und 'Radio Ga Ga' - damit konnte das Publikum bewusst Teil der Show werden", sagte May in der "Times".

Die Queen-Partys sind legendär, die Orgie für ihr 1978er Album "Jazz" gilt als sagenumwoben: Transvestiten, Feuerspucker, Stripper und eine Armee an Kleinwüchsigen, die den Gästen Koks mit auf dem Kopf geschnallten Tabletts darreichen. May findet das nicht außergewöhnlich.

Der Schock folgt 1991

1991 dann das Schicksalsjahr: May verliert seinen Vater und Freddie Mercury stirbt an den Folgen von Aids. Ein Schock für die Band, die versucht hatte, ihn in seinen letzten Jahren so gut wie möglich vor dem Medieninteresse zu schützen. "Wir waren als Band länger zusammen als unsere ersten Ehen", erinnerte sich May im "Guardian". "Es war eine unglaublich enge Beziehung, es dauerte Jahre, um darüber weg zu kommen, um uns neu zu ordnen."

Und es geht weiter: Queen ist die Lieblingsband der Fünfzigjährigen; das Queen-Musical "We will Rock You" lief zwölf Jahre lang im Londoner Westend und May verkauft sogar Replikate seiner Gitarre "Red Special". Derzeit tourt er mit Queen, mit Adam Lambert in Freddie Mercurys Rolle. Am 8. November spielen sie in der Wiener Stadthalle.