Die überlebenden Beach Boys sind alle über 70 - und dennoch: Die Strand-Opas surfen weiterhin gekonnt auf der Nostalgie-Welle. Mike Love, Bruce Johnston & Co. bewiesen Montagabend in der mit 2.000 Fans ausverkauften Halle F der Wiener Stadthalle, dass kalifornischer Surfsound aus den 1960ern und -70ern auch 2017 noch funktioniert. Der allerletzte Song war gleichzeitig das Motto: "Fun, Fun, Fun".
Natürlich: Mit den "Beach Boys" ist das so eine Sache - das Original wurde von den Wilson-Brüdern Brian, Carl und Dennis, ihrem Cousin Mike Love sowie Al Jardine gegründet. Die derzeit tourenden "Beach Boys" bestehen allerdings nur aus Gründungsmitglied Mike Love und dem später eingestiegenen Bruce Johnston samt passabler Musikerverstärkung. Das größte Manko für Hardcore-Fans, natürlich: Brian - der einzige der drei Wilson-Brüder, der noch lebt, wenngleich dieses Leben des Brian phasenweise zwischen Genie und Wahnsinn pendelt - ist nicht mit von der Partie. Brian Wilson ist - allerdings nicht unter dem Namen "Beach Boys" - aber demnächst ebenfalls in Wien mit einem - erraten... - Beach Boys-Programm zu erleben.
Sonne, Strand, Meer, California Girls, Muscle Cars...
Doch auch ohne ihn war der Abend ein reines Beach Boys-Vergnügen: Surfsound und alles, was dazu gehört - Sonne, Strand, Meer, California Girls, Muscle Cars... - in den Songs und den Videoprojektionen im Bühnenhintergrund zum Abwinken. In Wahrheit ist das alles ja nicht in erster Linie Musik, sondern in Song-Kleinkunstwerke gegossene pure Lebensfreude. Und ganz klar, dass ein Beach Boys-Programm eine einzige Hit-Parade ist: von "Surfin' USA" über "California Girls" und ebensolches "Dreaming" über "Sloop John B.", "Help Me Rhonda" bis zu - endlich - "Good Vibrations" und noch sehr vieles mehr. Kommentar eines Fans: "Der Deix wär' da sicher in der ersten Reih' gsessn."
Beeindruckend auch, dass die alten Herren die stilprägenden Falsetto-Chöre - fast - immer noch locker hinbekommen. Und manchmal auch ganz schön Gas geben, etwa mit Chuck Berries "Rock'n'Roll Music" und vor allem dem für Beach Boys-Verhältnisse ziemlich fetzigen "Wild Honey". Das war der Titelsong des 1967er-Albums, das auf das legendäre "Pet Sounds" aus dem Jahr davor folgte und 2017 eben 50-Jahr-Jubiläum feiert. Als Zugaben durften dann natürlich "Barbara Ann" - mit einem Dutzend tanzender Viennese Girls auf der Bühne - und der Rausschmeißer "Fun, Fun, Fun" nicht fehlen.
Den Quasi-Part 2 von "Beach Boys live" gibt es übrigens am 20. Juli, wieder in der Halle F: Da spielt Brian Wilson himself "Pet Sounds" rauf und runter. Und da ist u.a. auch Al Jardine dabei - wodurch es hinsichtlich Gründungsmitgliedern dann 2 : 1 für jene "Beach Boys" heißt, die gar nicht "Beach Boys" heißen. Klingt kompliziert, ist es auch. Wird aber durch Anhören all der grandiosen Feel Good-Hits - eventuell begleitet von einem Long Island Ice Tea - leichter bzw.: wuascht. "Good Vibrations" sind jedenfalls garantiert.