Alternde Pophelden unterliegen gerne einer gewissen Pauschalverehrung. Kann okay sein. Viel besser aber: individuell verdiente Anbetung. Die hat sich Bryan Ferry, dank Roxy Music als Oberdandy eh schon lange in die Royal Gallery des Pop aufgenommen, am Donnerstag mit einem knackigen Set im Grazer Stefaniensaal souverän erspielt.
Der 71 Jahre alte Brite hat für seine aktuelle Tournee ausgiebig im Songkatalog der letzten, na ja: gut 40 Jahre geblättert. Ganz schön was da; da kann Ferry locker eine Perle nach der anderen von der Bühne schnipsen. Auf die Opener "The Main Thing" und "Slave to Love" folgen elegant aufgebrezelte Versionen von Klassikern wie "Where Or When", Dylans "Simple Twist of Fate", Neil Youngs "Like A Hurricane" neben Roxy-Hits wie "More Than This", "Avalon", "Love Is The Drug", "Virginia Plain".
Bei letzteren, nach fast zwei Stunden, steht dann endlich auch der letzte Besucher im Stefaniensaal. Schrecklich, solche Musik als Sitzkonzert erleben zu müssen, zumal Ferrys neunköpfige Band mit gutem Schwung und schönem Druck musiziert. Zum Abschluss: Lennons "Jealous Guy", damit auch endlich alle Ruhe geben. Fällt aber schon ein bisschen schwer.
Ute Baumhackl