Die Vorgabe war sehr klar: Lasst uns das Frühwerk einer nicht ganz unbekannten Band – kein nach 1972 veröffentlichtes Lied! – spielen und viel Spaß daran haben: Und genau das tun Schlagzeuger Nick Mason und seine Sauerful Of Secrets seit 2018: Das Pink-Floyd-Gründungsmitglied, das als Einziges auf sämtlichen Alben der legendären britischen Band zu hören ist, beehrte nun die Grazer Kasemattenbühne und bescherte dem Publikum einen wunderbaren Abend.

Nicks wunderbunte Zeitmaschine hob ab und hoben wahre Schätze, an denen man sich im Unterschied zu vielen späteren Songs noch nicht sattgehört hat. An seiner Seite eine mehr als kompetente Band: Langzeit-Pink-Floyd-Bassist Guy Pratt, der erstaunliche vielseitige Gitarrist Gary Kemp (Spandau Ballet), Co-Gitarrist Lee Harris (Blockheads) und Keyboarder Dom Beken, der einst noch mit dem 2008 verstorbenen Pink-Floyd-Tastenmann Richard Wright zusammenarbeitete. Den Gesang teilten sich Kemp und Pratt stimmig.

Die Songauswahl war eine Musik gewordene Lavalampe, respektvoll nahe am Original, aber nicht sklavisch nachspielend oder nach Tribute-Band klingend. Der mittlerweile rüstige 80 Lenze zählende Mason schaffte es, gut 50 Jahre danach, den speziellen Reiz der teils noch vom ins Drogen-Nirwana abgedrifteten Pink-Floyd-Urvater Syd Barrett geschriebenen Lieder über die Bühne zu bringen: „Astronomy Domine“, „Arnold Layne“, „Atom Heart Mother“ (natürlich in einer gekürzten Version) „Set The Controls For The Heart Of The Sun“, „If“, „Lucifer Sam“, „One Of These Days“, „Fearless“ und „The Nile Song“ sind verrückte Diamanten einer längst vergangenen Ära. Bei „Remember Me“ sang Barrett dank seiner aus einer Demoaufnahme extrahierten Stimme sogar „live“ aus dem Äther mit.

Zwischendurch, wohl auch, um etwas Atem zu holen, setzte Mason zu launigen Zwischenmoderationen an und warnte vorab vor Bassisten Pratt, der sich zu Recht an Handylichtern stieß. Das erste „Pling“ von „Echoes“ leitete schließlich ein Epos ein, das der aktuellen Tour ihren Namen gab. Ein Epos, das einst eine ganze Albumseite füllte und vom Grazer Schloßberg direkt in eine entrückte Unterwasser-Gedankenwelt entführte. Echos, in der Tat, und ganz bezaubernde dazu. Möge der große Taktgeber Mr. Mason noch lange die Kraft für die Aufführung fortgeschrittener Rockmusik geben.