Um 21.26 Uhr hebt sich in der Wiener Stadthalle der weiße Vorhang mit der großen Krone über seinem Planetennamen: Peter Gene Hernandez', so sein bürgerlicher Name, steht mit seiner achtköpfigen Band im Gegenlicht. Der 32-jährige hat die letzten Jahre die Charts gestürmt, Millionen Alben verkauft und die Mainstream-Formatradios geflutet. Auch wenn ältere Semester seine Hits nicht kennen, sie können sie mitsummen, weil sie ihnen wohl nicht entkommen sind.
Doch Bruno Mars fehlt noch etwas zu jenen, die in seiner Musik weiterleben. Der globale 24-Karat-Erfolg, aus dem Legenden sind. Sein letztes Album "24K Magic" hat sich schlechter verkauft als das davor, und dieses weniger oft als sein Erstling "Doo-Wops & Hooligans". Er ist noch weit davon entfernt davon, eine Legende vom Kaliber eines Michael Jackson, Prince, Stevie Wonder oder James Brown zu sein. Aber irgendwie hat er sie trotzdem alle bei sich auf der Bühne.
Früh hämmert er den Titelsong des aktuellen Albums in die Halle und schafft es nur nach Minuten, dass bis zum zweiten Rang Sitzplatz alles steht, sing und tanzt. Die Party ist eröffnet, keinen im Alter von fünf bis 70 hält es auf den Stühlen. Und Mars' Bühne spielt Vegas-gleich alle Stückerln. Da sprühen die Funken, zünden kleine Feuerwerke, heben sich Bühnenteile, glitzert und blinkt es, dass es eine helle Freude ist.
Black, Hot, Funky, Sexy
Laufen seine Nummern übers Radio irgendwie zu glattpoliert, treiben sie in der Live-Version den Groove, den Funk, den Soul unerbittlich in die fast völlig ausverkaufte Stadthalle. Diese Musik ist so schwarz, wie die Band, die sie auf die Bühne zaubert. 24K Magic! Acht Herren, ein Drummer ein Keyboarder, ein zweiter Vokalist, drei, die den R'n'B-Bläsersatz formieren, wenn sie nicht gerade singen und tanzen ist hier ohnehin für jedermann Pflicht. Die Show ist durchchoreographiert - in einer Mischung aus puertoricanischer Straßengang und schwarzer Boyband. Aber wahrlich nicht zum Schaden der Show. Bassist und Gitarrist spielen trotz schweißtreibender Step-Aerobic-Einlagen, die auch für sie mit am Setplan stehen, famos.
Mars selbst hat Moves, Groove, steckt in Baseball-Shirts, lässt die fette Goldkette raushängen und nimmt den ganzen Abend die Kappe nicht ab. Auch wenn er meist nur, stimmlich bestens disponiert, das Mikro hält: Der Mann macht ja sonst auch gute Figur am Piano oder am Schlagzeug, wo er einst bei der Superbowl-Halbzeitparty die Sticks für die Red Hot Chili Peppers auspackte. In Wien spielt er die wenigen eingestreuten Gitarren-Soli alle selbst. Er hat, ist einfach "Black Hot Funky Sex" pur.
"Chunky", "Versace On The Floor" und andere Songs vom neuen Album sind nett, machen aber nicht allen Tanzbeine, bei "Marry You" und "Runaway Babe" kocht die Hütte endgültig. Band, Bruno, Bühne, alles bleibt in Bewegung. Das ganze Set dauert zwar nur knapp mehr als 90 Minuten, ist aber perfekt getaktet, getimt und voller Bombast, Feuerbällen und zum Finale gar Konfettiraketen. Manchmal aber überschlägt sich der Sound, wenn die Band aus allen Tasten und Blechbläserrohren anpresst.
Mars krönt sich selbst
Mit den Knallern "Just the Way You are" und "Uptown Funk" verabschiedet sich Mars, nachdem er mit einer 24-Karat-Magic-Motown-Party rund 10.000 begeisterten Fans den Schweiß in die T-Shirts getrieben hat. Bei den letzten Takten der allerletzten Nummer kommen Feuerwehrmänner und löschen den Boden, auf dem er tanzt. Zu heiß! Der weiße Vorhang fällt und Mars krönt darauf einmal mehr seinen in goldenen Lettern aufgedruckten Namen selbst. Nein, er ist noch nicht Jackson, nicht Prince, nicht James Brown. Aber er ist ja noch jung. Und er ist auf einem guten Weg.
Bernd Hecke