Mögen andere Veranstalter in Turbulenzen geraten, das Nova Rock-Festival ist der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Seit 2005 behauptet sich das mittlerweile viertägige Festival stoisch in der übervollen Konzertlandschaft Österreichs, verzeichnet von Jahr zu Jahr Zuwächse. Und doch: Mit dem Rekordjahr 2017 hat wohl keiner gerechnet. Das Line up rund um Größen wie Linkin Park, Blink 182, System Of A Down, Green Day oder Slayer sorgte europaweit für Furore, Branchenmagazine quer über den Kontinent blickten plötzlich gen pannonischer Steppe. Verdient erntet Veranstalter Ewald Tatar Lob von allen Seiten, füllen doch selbst die „kleineren“ Nova-Acts wie In Flames, Alter Bridge oder Rag’N’Bone Man anderswo große Hallen. Das musikalische Gustostückerl wird von den Fans goutiert: „Erstmals haben wir bereits im Vorverkauf die 200.000er-Marke geknackt, ich wage vorsichtig zu sagen, dass wir heuer ausverkauft sein werden“, mutmaßt Tatar.
160 Hektar Festivalfreude
Das Festivalgelände im burgenländischen Nickelsdorf dehnt sich heuer auf bis zu 160 Hektar aus. „Wir arbeiten mit einigen Bauern zusammen und nutzen 100 Prozent der möglichen Fläche.“ Wie kommt’s, dass das Nova blüht und gedeiht, während andere Festivals ums nackte Überleben kämpfen? Es ist wohl die Mischung aus altem Konzept und frischen Ideen, das Festival-Veteranen wie Nachwuchsfans anlockt. Oder wie es Tatar beschreibt: „Wir arbeiten konsequent und haben dabei immer nur auf uns geschaut. Wir wissen, was wir wollen.“
Musikalisch freilich hat sich das Nova geöffnet, auch wenn Hardcore-Bands im Jahr 13 nach Gründung nach wie vor einen Großteil des Line ups einnehmen. Doch die Öffnung in die Breite ist vorsichtig erfolgt, nie, ohne auf das Publikum Rücksicht zu nehmen. Die anfangs umstrittenen „Late Night Acts“ sind längst Kult, auch David „The Hoff“ Hasselhoff werden am 17. Juni Tausende Rockfans bejubeln.
Archaisches Spektakel
Auch wenn der heutige Komfort eines Festivals (Zeltstadt! Food Trucks! Greißlerei!) Nova Rock-Fans der ersten Stunde Lachtränen in die Augen treibt, das Spektakel hat sich etwas Archaisches bewahrt. Mitten in Staub und Dreck, unter der unbarmherzigen Sonne des Nordburgenlandes haben die Veranstalter eine temporäre Enklave für Rockfans geschaffen. Man kennt sich nicht, aber man versteht sich hier. An diesem Grundgefühl rütteln auch Neuerungen wie Silent Disco, DJ Tower (am Nova Rock!) oder Singlebörse nicht. Nova Rock bleibt, was es war: Das definitiv dreckigste Festival das Landes. Und das ist gut so.
Terrorgefahr bewusst
Eines hat sich in den letzten 13 Jahren aber grundlegend geändert: Die Ansprüche an die Sicherheit. Spätestens seit dem Terroranschlag in Manchester Ende Mai müssen sich Konzertveranstalter mit der Frage auseinandersetzen, wie sicher ihre Festivals heute noch sind. „In Wirklichkeit ist dieses Thema seit Paris unser tägliches Brot“, gewährt Tatar Einblicke. „Man muss aber betonen, dass es für Österreich keine konkrete Terrorgefahr gibt.“ Nachsatz: „Einen Anschlag wie in Manchester könnten wir auch hier nicht verhindern. Es entzog sich allen Kontrollen.“