Wer an diesem Abend "nur als die Begleitung eines wahren Fans" in das Wiener Burgtheater ging, der verließ wohl in einer anderen Stimmung das Gebäude. Herbert Grönemeyer ließ ihnen keine Chance.

Bei seinem Konzert am Mittwochabend fing er Skeptiker wie Fans mit launig-lustigen Kommentaren zwischen seiner Liedern, mit Freude und Freunde an der Stimmung ein. Die Erinnerung an seinen erst wenige Wochen zurückliegenden 60. Geburtstag kam von ihm. Das wäre sonst wohl untergegangen. Mit sprühender Energie tänzelte, wackelte und hüpfte er über die Bühne, wo sich bei so manchem Zwanzigjährigen deutliche Konditionsprobleme bemerkbar machen würden. Das Publikum dankte es ihm mit dem Ignorieren jeglicher Sitzordnung des altehrwürdigen Burgtheaters.

Aus dem Sitzkonzert wurde kurzerhand gutgelauntes Stehchaos. Grönemeyer, der stimmlich jeden seiner ihm typischen Schreitöne mühelos erreichte, war sichtlich gerührt über die Zustimmung der Hauptstadt. Und erst nach langen Zugaben ließ man den Bochumer wieder ziehen.

CHRISTINA TRAAR