"Wir haben zwei Jahre unseres Lebens nur in die Arbeit für diese Platte gesteckt. Um ehrlich zu sein, war es ein Überlebenskampf", beschreibt Frontmann Jared Leto den Arbeitsprozess am Longplayer und untermauert die eigenen hohen Ansprüche an das neue Album. Es ist nicht zu bestreiten, dass sehr viel Herzblut in das Album floss – jeder Song wurde vermutlich tausendfach überarbeitet. This is war ist eine übermächtig produzierte CD, die von Chören (Anspieltipp: "Vox populi" – ein We will rock you-Rhythmus von Queen lässt zu Beginn grüßen) nur so strotzt und in einem Song mit Kanye West gipfelt – "Hurricane".

Das Kratzen an der Oberfläche

Die neue Rock-Pop-Schiene ist zuviel des Guten. Wo ist der ursprüngliche alternative Stil geblieben, der noch Platz zum Atmen ließ? Der gleichnamige Erstling war noch roh, komplizierter, mit kleinen versteckten Schmuckkästchen. Das Premierenalbum der Leto-Brüder Shannon und Jared versprach viel, musste mehrmals die vollen Umdrehungen im CD-Player absolvieren, um Akzeptanz zu finden – dennoch, gut mit Potenzial. Während A beautiful lie, aus dem Jahre 2005, auf einer kommerzielleren Schiene sofort ins Ohr schoss. Der Zweitling setzte vermehrt auf eingängige Refrains und die erstklassige Stimme des Jordan-Catalano-Willkommen im Leben-Schönlings. Der Erfolg, auf den Kommerz zu setzen, gab ihnen Recht und tausende Mädels feierten den Ex-Verlobten von Cameron Diaz bei den Konzerten an. Nun folgt mit This is war die Steigerung des Vorgängers.

Auf der Haben-Seite ist auf alle Fälle festzuhalten, dass 30stm nicht stehen geblieben sind. Die Produktion ist fetter, makellos nahezu, es wurde gemixt bis zum umfallen und mit Effekten aufgemotzt. Ein bombastisches Werk einer Band, die sich stetig steigerten, nicht nur musikalisch, sondern – oder vor allem – erfolgstechnisch gesehen. Wie bei der Singleauskoppelung Kings and queens - erinnert nach dem ersten Refrain stark an U2.

Ob es lange hängen bleibt?

Nicht selten wirken die Refrains zu schön, die Musik zu übertrieben ausgereift und durchdacht – zielgerichtet auf den Erfolg. Apropos Erfolg: Den werden sie mit diesem Album haben, keine Frage, die Chartplatzierung wird Recht geben.

Bleibt nur der Blick in die Zukunft, der hoffen lässt: Vielleicht wieder zurück zum Ursprung, denn die Verpflichtung ihrer eigenen Musik gegenüber – Erfolg zu haben – wurde erfüllt. Dann könnten Leto und Co. doch wieder ein Album herausbringen, das ein bisschen der Oberflächenmusik widerstrebt. Denn, dass 30stm Gefühl für Melodie und einen guten Sound haben, ist unbestritten. Meiner Meinung nach kann man aber auch mit frecher, herausfordernder und nicht vorhersehbarer Musik Erfolg haben.

5 / 10