Zwischen ihren Alben liegen keine Schritte sondern Galaxiesprünge. Sie haben den Punk-Pop - Your favorite weapon (2001) - ihrer Geburtsstunde schon lange hinter sich gelassen und zeigen allen Musik-Genres den Stinkefinger. 2003 folgte Deja entendu, das sich mehr in den Indie-Rock-Bereich hinentwickelte. Angelangt sind sie nun bei ihrer härtesten mit Post-Hardcore-Elementen versehenen Platte namens Daisy, ihrem vierten Studioalbum. Produziert wurde es, wie auch schon der Vorgänger - The devil and god are raging inside me - von Mike Sapone, der unter anderem mit Taking Back Sunday und Public Enemy zusammenarbeitete.

Brand New erschaffen Musik-Bilder

Doch genug gelabert, kommen wir nun zum Hörerlebnis: Das Album beginnt - Vices - und endet - Noro - mit der Gospel-Nummer On life´s highway - Screamo-Attacken inkludiert. "Uns interessierte es, merkwürdige Elemente auf das Album zu packen", erklärte Sänger Jesse Lacey. Vices ist eine Mischung aus Refused treffen Deftones treffen Blindside. Der zweite Song Bed bremst wieder ein. Hier wird deutlich, dass die Band ihre Nummern zuerst akustisch einspielen, bevor es ins Studio geht. Verschlafener kühler Morgen, der allerdings einen sonnigen Tag verspricht. Angelaufene Scheiben, endlose Autostraßen und ein orange-rot-schimmernder Sonnenaufgang – das alles ist Bed.

At the bottom ist die erste Singleauskoppelung des Albums. Der Refrain brennt sich einem ein, sie experimentieren, verlieren aber nie das Ziel aus den Augen. Definitiv der beste Song des Albums. Gasoline knüpft nahtlos an den Vorgänger an und knallt dem Hörer so richtig eine vor den Latz. Sie reizen ihren Sound aus, sehr experimentell und trotzdem prägend. Angst beschleicht die Gehörgänge, als das Ende von Gasoline erreicht wird – überspannen sie den Bogen? Erneut gelingt es Brand New scheinbar spielerisch mit You stole und Sätzen wie

Well, I wish that I was as good as you caring and trusting.
And I wish that my condition was new but I'm old and rusting.

Gänsehaut-Atmosphäre zu kreieren. Das Schockerlebnis Be gone offenbart, dass Brand New nicht gewillt sind den Zuhörer für sich gewinnen zu wollen, sondern von der eigenen Stärke überzeugt sind. Auf das Riff-lebendige Sink folgt Bought a bride und Lacey beweist seine stimmliche Souveränität, die er in Daisy fortsetzt – hier werden Erinnerungen an The devil and god are raging inside me wach. Bei den ersten Klängen von In a jar kommt einem bizarrer Weise Tool in den Sinn – Mantra-artige Textpassagen, bevor Laceys Schreigesang den Refrain wieder in den Wachzustand katapultiert. Mit Noro schließt sich der im Jahre 2000 bei der Bandgründung entfachte Kreis.

Fazit

Brand New fordern den Hörer und das ist gut so - sie haben ihren Sound gesucht und gefunden, bleiben jedoch nicht stehen. Die zugänglicheren Ohrwürmer, wie auf den beiden vorangegangenen Alben, blieben zwar auf der Strecke. Aber auch das ist gut so. Denn welche Band kann schon von sich behaupten schwierige Musik geschrieben zu haben, die funktioniert. Denn diese Band hat das Eingängliche schon lange hinter sich gelassen. Tipp: Live entfalten sich Brand New erst so richtig.
Warum neun Zähler? Weil man bei der Band aus Merrick mit Sicherheit das Gesamtpaket betrachten muss. Ihre Entwicklung zu Daisy. Das ist sensationell. Brand New sind weit mehr als ein Geheimtipp. Sie sind authentisch gute Musik. Punkt.

9 / 10 Punkte