Wo soll das noch hinführen? Gleichsam einem imaginären Wettrüsten in Sachen Bühnenaufbauten folgend, stellen die irischen Musikgiganten ein Riesending in das Stadionoval, benennen es schlicht und einfach "Die Kralle", hängen in das Konstrukt, das eigentlich einem Raumschiff mehr ähnelt, eine enorm große Videowall - und rocken trotzdem irgendwie vertraut intim von der Bühne, da der kreisförmige Aufbau Einblicke aus allen Winkeln erlaubt.

Doch von Anfang an: Das Intro kam vom Band - David Bowies "Space Oddity". Dann stürmten Bono, The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen jr. bei eingeschaltetem Stadionlicht über eine Brücke auf die Bühne. Jubel - ohrenbetäubend, frenetisch. Das verstand sich wohl von selbst. Da das irische Quartett in der aktuellen Version der 360-Tour sein Programm doch in Richtung "Best-of" umgestellt hat, kannten die Fans erst recht kein Halten mehr, während immer wieder imposante Lichteffekte auf die vier "Krakenarme" projiziert wurden.

Den rund 70.000 Zuschauern wurde ob der frisch-windigen Open-Air-Temperaturen musikalisch ordentlich eingeheizt. Nach "Beautiful Day" kam gleich der "New Year's Day". Nahezu kuschelig die Stimmung bei "I Still Haven't Found What I'm Looking For". Da konnte Frontmann Bono glatt eine Teepause einlegen und sich wie daheim in Dublin fühlen, hier übernahm nämlich das Publikum seinen Gesangspart. Zwischendurch stellte der 50-Jährige immer wieder seine Deutschkenntnisse unter Beweis.

Menschlich und politisch engagiert gab sich Bono, als er auf das Schicksal der burmesischen Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hinwies, die seit geraumer Zeit unter Hausarrest steht. Eingespielt wurde auf der Videowall ein Statement von Bischof Desmond Tutu, das in den viel bejubelten Ohrwurm "One" aus 1991 mündete.

Nach zwei Stunden routiniert agierenden U2, die mit nahezu allen Hits aufwarteten, einem gut disponierten Bono und einer bestens eingespielten irischen Viererkette insgesamt, darf abschließend vermerkt werden, dass die Fans zufrieden das Stadion verlassen konnten. Überraschungen im Vergleich zu den vorangegangenen Konzerten der 360-Tour, wo vermehrt neue Songs aus der CD "No Line On The Horizon" gespielt wurden, gab es in Wien allerdings keine.

Für einen Rekord war es gleichzeitig gut genug: Durch die Rundbühne ist es das bestbesuchte Konzert in der Geschichte des Happel-Stadions. "Wir haben Besucherrekorde in 80 Prozent unserer Auftrittsorte erreicht", vermeldete Tourleiter Craig Evans stolz. Es folgen nun Zürich (11. und 12. September) und München (15. September).