Deichkind sind Pop im besten Sinne, auch wenn sie sich musikalisch zwischen Techno, Electro und Hip-Hop eingenistet haben. Immer wieder beweist die "Electric Super Dance Band" bei Live-Auftritten ihre Ausnahmestellung zwischen Cleverness und Partystimmung. Neonfarben und Voodoo-Totenkopfstab, Müllsack-Gewand und ein Fahrrad mit eingebautem Mikrofonständer: Deichkind entführen in ein Dada-Land, durch das 23 doch sehr eigentümliche Dohlen fliegen, wie es in einem Liedtext heißt.

Die Deutschen wirbeln auf der Bühne zumeist durch ein Dauerfeuer an Referenzen: Vom "Hoch auf die internationale Getränkequalität" bis zur Überschnulze "The Power of Love" von Frankie Goes To Hollywood ist es oft nur ein ironischer Hüpfer am Trampolin. Von der durchgeknallten Tiermasken-Prozession im langen Intro-Video, das an die Beatles in ihrer illuminiertesten Phase erinnert, bis zum Science-Fiction-Retro-Outfit mit leuchtenden Dreiecken als Kopfbedeckung. Und immer wieder lassen die deutschen Elektronik-Vorreiter Kraftwerk herzlich grüßen: Bei "Ich und mein Computer" stehen Deichkind bei ihren Auftritten hinter vier Laptops und besingen immer wieder die "Sanduhr, Sanduhr, Sanduhr".

Tanzparty und Teenie-Trotz: Die zeitgleich mit der Akne über den Teenager an sich hereinbrechende Pfeif-Drauf-Mentalität paart sich bei Deichkind mit einer keineswegs banalen postmodernen Symbolsprache. Aber wer über so etwas nachdenkt, hat wahrscheinlich etwas falsch gemacht. Handgemachtes Amateurtheater und aufwendige Profi-Popshow zugleich sind die ausgelassenen Konzerte der vor einem Jahrzehnt in Hamburg gegründeten Formation, höchst unterhaltsam und durchaus auch dazu geeignet, auf verschiedenste Arten darauf zu reagieren: mit ausgelassener Tanzwut ebenso wie mit passivem Berauschungszustand ob der Eigenartigkeiten, die da auf der Bühne passieren.

Keine Trennung

Beides wird durch entsprechende Lautstärke, aber klaren Sound unterstützt. So ziehen Deichkind auch ein höchst unterschiedliches Publikum an, vom Rasta-Träger bis zum Goßraumdisco-Besucher, vom jungen Gemüse, das erste Tanzschritte ausprobiert, bis zum situierten Popgourmet.

Seit dem Tod ihres Masterminds Sebastian Hackert stand die Trennung von Deichkind im Raum. Aber es geht weiter, und demnächst sind Deichkind wieder in Österreich zu erleben: Am Freitag werden sie wohl für einen der ersten Höhepunkte beim Nova-Rock-Festival in Nickelsdorf sorgen.