"White Pony" nannte sich das Jahrhundertwerk aus dem Jahr 2000, auf dem Chino Moreno (Gesang, Gitarre) und Konsorten endgültig aus den viel zu eng gewordenen Schuhen raus wuchsen. Dass der selbstbetitelte Nachfolger ein veritabler Flop war, vergaßen die Fans ob des druckvollen "Saturday Night Wrist" nur allzu schnell. Mit "Diamond Eyes" setzt sich das Quintett nach oben ab.

Durchdachtes Songwriting

Die vorhandene Härte ist vor allem zu Beginn hör- und spürbar. Der tief schürfende Opener "Diamond Eyes" wechselt geschickt zwischen sanftem Airplay-Rock und tiefen, Rob Trujillo (Metallica) ähnlichen Bassläufen. "Royal" rückt den ganzen Schmerz der Deftones in den Vordergrund. Der 2008 bei einem Autounfall schwer verletzte und im Koma liegende Bassist Chi Cheng, war beim Songwriting stets in den Köpfen der Bandmitglieder. Auf "CMND/CTRL" denkt man unweigerlich an die großartigen Helmet, so geschickt verknüpfen die Deftones aggressives Shouting mit pulsierenden Rifforgien.

Der anfängliche Radikalismus wird zugunsten des Kommerzdenkens zurückgefahren. So zumindest wirkt die deutlich seichtere Ausrichtung auf Tracks wie "You've Seen The Butcher", "Prince", oder dem elegisch vorgetragenen Halb-Akustikschmeichler "Sextape". Dass man zwischen diesen frühlingshaften Fast-Balladen einen klobigen Metalsong wie "Rocket Skates" einschiebt, bestätigt nur die Vielseitigkeit der gereiften Musiker.

Crossover der Moderne

Die Deftones 2010 sind mehr Heavy Metal als Alternative und mehr Alternative als New Metal. Nachdenklicher, dankbarer und weitaus vielschichtiger tönen die elf Songs aus den Boxen. Trotz des tragischen Unfalls von Cheng, weitaus weniger depressiv als erwartet oder befürchtet. Ersatzmann Sergio Vega lässt sich nichts zu Schulden kommen und gibt dem Sound mit seinem pumpenden Bassspiel einen frischen Anstrich.

Ob die Reife durch den tragischen Unglücksfall, oder die mittlerweile 22-jährige Bandbeschaffenheit erlangt wurde, lässt sich nicht eruieren und ist auch nicht wichtig. "Diamond Eyes" ist die richtige Antwort auf die ewigen Nörgler und Hardcore-Kritiker. Die Deftones haben längst ihren eigenen Klangkosmos gefunden und lassen sich nicht davon abbringen. Gut so, denn die Jungs spielen sich mit dem Album selber wieder in die Köpfe der Fan-Klientel. Kein Meisterwerk, aber ein ganz großer Wurf.

Wertung: 8,5/10