Marco, du hast mit klassischem Klavierunterricht begonnen und ab deinem 13. Lebensjahr auch Gitarre gespielt. Welches würdest du als dein Hauptinstrument ansehen und warum?

Marco: Mit dem Klavier hat alles begonnen. Es ist für mich ein Instrument, das ich für Arrangements einsetze. Ich kann mich durch das Klavierspielen in ein ganzes Orchester versetzen, das geht mit der Gitarre nicht so gut. Ich habe mit 13 Jahren Gitarre gelernt, auch mein Vater hat schon immer Gitarre gespielt. Nachdem viele meiner Mitschüler Gitarre gelernt hatten, wollte ich auch damit beginnen. Meine ersten Einflüsse waren Klassikgrößen wie Bach, Chopin, Mozart oder Beethoven. Durch die Gitarre und meine Freunde bin ich in meiner Jugend auf Aerosmith, Green Day, Offspring oder Nirvana gekommen. Das war der Start meiner Rock'n'Roll Phase. Ich habe auch viel von Tom Jobim, Cole Porter und Miles Davis gehört. Die Gitarre ist aber mein Hauptinstrument geworden.

Du hast schon auf unzähligen brasilianischen Jazzfestivals gespielt. Wie bist du dazu gekommen und vor welchem Publikum konntest du spielen?

Marco:Im Konservatorium meiner Heimatstadt Natal habe ich die erste Ausbildung zu brasilianischer Musik und Jazz gehabt – mit etwas Klassik. In Brasilien lernst du mit Jazz automatisch brasilianische Musik, so wie zum Beispiel Bossa Nova. So um das Jahr 2000 habe ich mich völlig in die Musik verliebt und begann den ganzen Tag zu spielen. Mit Freunden habe ich damals auch unzählige Jamsessions veranstaltet. Dadurch wurde ich dann in einer Bar entdeckt. 2004 habe ich schließlich beim Cascavel Jazz-Festival gespielt. Cascavel liegt im brasilianischen Bundesstaat Paranà. Ich begleitete damals große Künstler, deren Lieder ich unterstützte. Ich habe mit verschiedenen Gruppen vor großem Publikum gespielt, bei gewissen Festivals haben wir vor bis zu 10.000 Menschen gespielt.

Du hast auch schon verschiedenste Musikstile wie etwa Jazz, Rock, Reggae oder Samba gespielt. Wo fühlst du dich zuhause, welcher Stil behagt dir am meisten?

Marco:Begonnen habe ich mit Klassik. Aber heute ist mir die Mischung aus brasilianischer Musik und Jazz am liebsten. Ich höre aber auch oft reinen Jazz, oder nur brasilianische Volksmusik. Ein besonderes Anliegen ist mir sowieso die Weltmusik: österreichische Volksmusik, die sehr lustig für mich klingt, oder die Volksmusik vom Balkan. Ich habe mir so etwas nie wirklich vorstellen können, umso interessanter sind diese Stile für mich.

2005 hast du ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston erhalten. Warum konntest du es nicht annehmen bzw. was hat dich daran gehindert?

Marco:2004 war ich mit dem Konservatorium fertig und wollte Musik studieren. Ich habe damals auch Journalismus studiert, machte das Studium auch fertig, aber es machte mich nicht glücklich. Damals zog ich nach Sao Paulo weiter. Die dortige Uni hatte die Verbindung mit dem Berklee College in Boston. Ich begann in Sao Paulo unter Fernando Correia Gitarre zu studieren. Er hat vor einigen Jahrzehnten in Graz studiert. Es war mir egal woher er kommt, was er studiert hat, er war einfach unheimlich gut. Das Berklee College verlangte 25.000 Dollar pro Semester, das war auch der Grund, warum ich dort nicht studieren konnte. Damit zerschlug sich mein Traum. 2006 hatte ich eigentlich ein verlorenes Jahr, außer dass ich auf Bitte meiner Familie das Journalismus-Studium beendete.

Du hast auf vielen Kreuzfahrtschiffen gespielt und viel erlebt. Wie hat sich das entwickelt und was hat es dir gebracht?

Marco:Ende 2006 habe ich begonnen auf Kreuzfahrten zu spielen. Ich bin vom Nordosten Brasiliens bis Südargentinien mitgefahren. Ich verbrachte in den Saisonen 2006/2007 und 2007/2008 je fünf Monate auf Schiffen. In Brasilien haben wir den Sommer ja am Jahresende. Ich wurde dort sehr gut bezahlt und konnte mir damit die Reise nach Österreich finanzieren. Ich habe mich in Wien und in Graz beworben und wurde von beiden Universitäten angenommen.

Seit zwei Jahren studierst du an der Grazer Kunstuni Jazz. Wie bist du nach Österreich gekommen und was gab den Ausschlag dafür?

Marco:Mein guter Freund Felipe Oliveira traute sich den großen Schritt nach Graz zu. Da auch mein Lehrer Correia hier studierte, wollte ich unbedingt nach Österreich. Österreich ist so ruhig, ganz anders als das hektische Sao Paulo. Das war mitunter ein Grund hierherzukommen. Ich habe mich in Wien und in Graz beworben und wurde von beiden Universitäten angenommen. Ich habe mich dann für die Grazer Uni entschieden, da das Niveau dort höher ist. Im Oktober 2008 begann ich schließlich mit dem Studium.

Am 25. Mai stellst du im Grazer Moxx bei freiem Eintritt dein Debütalbum "Painel" vor. Meiner Meinung vermischt du sehr geschickt brasilianischen Jazz mit Sambaklängen. Was erwartest du dir vom Album und wie viel Zeit nahm die Produktion in Anspruch?

Marco:Dieses Album ist für mich die große Möglichkeit, der ganzen Welt zu zeigen was ich mache. Ich hoffe auch, dass ich durch "Painel" auf vielen Jazzfestivals mitspielen kann. Ich arbeite mit vielen hochtalentierten Leuten. Das Album ist eigentlich nur symbolisch. Ich habe viel mehr Kompositionen, als diese Zwölf auf "Painel", aber es soll so eine Art Visitenkarte darstellen. Es ist einfach der Start für mein eigenes Projekt, meine eigene Sache. Ich habe bis auf drei Stücke alles im Alleingang geschrieben und arrangiert. Ohne die Hilfe meiner Musikerkollegen hätte ich "Painel" aber nie geschafft.

Du stehst in engem Kontakt mit Günther Golob von GX Sound. Wie verläuft eure Zusammenarbeit genau?

Marco:Wir haben mit Peter Stodulka einen gemeinsamen Bekannten. So habe ich in dessen Studio ein Demo mit der Band Olala aufgenommen und den Günther so richtig kennengelernt. Er war gleich davon begeistert und begann mich in vielen Bereichen zu unterstützen. Mit Olala spielten wir auch viele Konzerte, die auf brasilianische Jazzmusik fokussiert war. Peter unterstützte mich daraufhin mit meinem Olala-Projekt. Ich habe damals auch eine Wohnung gesucht und Günther wollte eine vermieten, bevorzugt an Musiker. Diese Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Dann stellte sich heraus, dass er eine Musikagentur führt und ich ein fertiges Album aufgenommen hatte. Er hat mir dann viele Möglichkeiten gegeben und so entstand die Zusammenarbeit. Er hat die ganze Werbung gemacht. Flyer und Plakate gedruckt, für die Kontakte gesorgt und mir die Grafikerin für das CD-Cover besorgt. Ohne Günther wäre ich nicht so weit gekommen. Es war einfach ein glücklicher Zufall.

Wer sind deine musikalischen Idole? Welche Musiker oder Bands dienen dir als größte Inspirationsquelle?

Marco:Ok, das wird schwierig. Die ersten Idole waren die Musiker - speziell die Gitarristen - aus Brasilien. Natürlich auch alle meine Lehrer. Und Musikgrößen wie etwa Pat Metheny, George Benson, Jim Howe, Tom Jobim, Luis Bonfa oder Chico Pinheiro. Pinheiro ist für mich zurzeit der wichtigste Musiker. Er ist an die dreißig Jahre alt und hat schon unglaubliche Erfolge feiern können. Wichtig sind für mich auch Chet Baker und Miles Davis, obwohl sie beide Trompeter sind.

Ist Graz eine weitere Zwischenstation deines Lebens oder hast du vor, länger hier zu bleiben?

Marco:Ich möchte die Uni hier natürlich unbedingt fertig machen, aber ich möchte dann auch weiterziehen. Vielleicht auch ein Masterstudium machen. Ich nehme mir hier Zeit für mich selbst. Graz ist die beste Stadt, um sich selbst zu finden. Ich habe hier eine schöne Zeit, die Lebensqualität ist sehr hoch, aber ich möchte dann weiter. Wohin weiß ich noch nicht genau, das lässt sich erst nach dem Studium sagen.

Welche Ziele verfolgst du mit dem neuen Album "Painel" und allgemein für die Zukunft? Was sind die nächsten Schritte in deiner Karriere?

Marco:Das Wichtigste für mich ist, "Painel" in so vielen Ländern wie nur möglich zu promoten. Ich möchte natürlich auch viele Auftrittsmöglichkeiten bekommen und einfach weiter komponieren, meiner Kreativität freien Lauf lassen. Das sind die entscheidenden Schritte für mich.