Als Courtney Love hat man es nicht leicht. Hole schafften es Anfang der 90er Jahre nicht in die gewichtige Washingtoner Riot Grrrl-Bewegung (Bikini Kill, Bratmobile u.a.) und standen als Gesamtheit stets im undurchdringbaren Schatten des Grunge-Papstes aus Seattle. Die selbstauferlegte Rotz-Rock-Attitüde verlor man mit dem großartigen "Live Through This". Nach vergeudeten Jahren und Alben ("My Body The Hand Grenade", "Celebrity Skin") strich Love 2002 endgültig die Segel.

Halbgares Comeback

Neues Jahrzehnt – neuer Versuch. Ob die gute Courtney wieder ihr Konto auffetten muss, oder doch einfach nur von der Muse geküsst wurde, lässt sich schwer eruieren. Die Hoffnung auf ein wild ratterndes, mit gestrecktem Mittelfinger ins Gesicht gehaltenes Me-Against-The-World-Album wird schon nach den ersten Akkorden vernichtet. Zahnlos und ohne den gewohnten Punch zocken Hole fast schon Kleinkinder-freundlich durch die Tracks, lassen den rauen Charme der alten Tage außen vor.

Das einstige Feuer von damals finden Hole nur mehr selten. "Skinny Little Bitch" und das punkige "Loser Dust" rocken gegen das Establishment, der Rest wirkt müde und anbiedernd. "Pacific Coast Highway" ertönt als astreine Kommerzradio-Airplay-Ballade, "Someone Else's Bed" ist ein Hybrid aus einer Nirvana-Unplugged Show und der modernen Alanis Morissette, das abschließende "Never Go Hungry" dient als akustischer Hintergrund für eine bierselige Pubrunde an einem verregneten Freitagabend. Die seichten Klänge dominieren, gute Ansätze werden sorglos verschenkt. Da hilft auch Frischfleisch in Form des 23-jährigen Gitarristen Micko Larkin nicht weiter.

Vertonte Fadesse

Die-Hard Hole Fans werden sich auch mit "Nobody's Daughter" anfreunden können. Love's gezwungenen Versuch sämtlichen Trends nachzulaufen, wird der Großteil der musikalischen Wechselwählerschaft aber nicht goutieren. Ein akustischer Weichspüler, den man bewusst übersehen darf.

Wertung 3,5/10