"The Dillinger Escape Plan" beweisen, dass Chaos Energie frei setzt. Durch dynamisches aneinanderreihen musikalischer Formen wie Free Jazz, allerlei Core-Arten bis hin zu Trash- und Death-Metal entsteht ein explosives Gemisch namens Option paralysis. DEP formen Chaos-Welten, reihen diese aneinander und lassen sie kollidieren.

Auch, wenn es sich nach dem ersten Durchlauf nicht sofort erschließt, aber "The Dillinger Escape Plan" verlangen dem Hörer viel Verständnis ab. Dafür ist gleich der Opener Farewell, Mona Lisa ein echter DEP, durch und durch, und mag sogar durch Gesangstruktur überraschen. Und Dillinger verlangen noch mehr: Der Rezipient darf nicht labil sein. Wisse, was auf dich zukommt und sei vor Überraschungen gefeit.

Die extreme Erfolgs-Theorie

Um sich dem Chaos völlig hingeben zu können, sollte man sich in die Mitte des Raumes begeben, die Füße fest im Boden verankern, mit der Erde verwurzelt - aus den Boxen dröhnt Gold teeth on a bum. Die Breaks zerstampfen die Erwartungshaltung, und die Dissonanzen krümmen die Ohrläppchen. Mathcore ist im wahrsten Sinn des Wortes unfassbar, man kann ihn einfach nicht dingfest machen.

Erst wenn man sich davon befreit hat nach Halt zu suchen, wird die Musik greifbar - dann funktionieren Dillinger. Hier wird der Zuhörer gefordert. Hier wird Metal neu aneinandergereiht. Hier wird die Härte frisch portioniert und dem Hörer zum Fraß vorgeworfen.

Das Geflecht funktioniert, wird allerdings weiterhin Randgruppendasein genießen - das aber mit Bravour.

8.5 / 10