Spielerisch knallen einem die in New York City ansässigen Liars ein Album vor den Latz, das Spaß macht es nur sehr schwer einordnen zu können. Selten war es so erholsam, einen Silberling noch einmal in den Player zu legen - weil man es beim ersten Durchlauf nicht ganz auf die Reihe bekam. Die bedrohlich vor sich hin rumpelnden Songs wissen zu interessieren. Atmosphärische Schwaden aus wehmütigem Klangvolumen hüllen die Gehörgänge und entführen in einen amüsanten Alptraum.

Dennoch bleibt Vorsicht geboten!

Der Hörer sollte auf die Liars vorbereitet sein. Hier ist kein Raum für liebliche Einfachheit. Das Verständnis für Schwermütigkeit ist der Grundtonus. Damit ist aber keine Schwerfälligkeit gemeint, denn trotz Disharmonien, verstehen die Mannen um den australischen Sänger Angus Andrew leichtfüßig neue Ideen aneinanderzureihen.

Und genau an dieser Stelle setzt das beeindruckende Musikverständnis der Liars an. Sisterworld ist keine leichte Kost. Die neue Geschmacksrichtung muss erstmal verdaut werden, aber sie stellt eine sehr gelungene Abwechslung zum 08/15 Schnitzel-Einheitsbrei dar. Um jedoch wirklich für Furore zu sorgen, wäre ab und zu eine kleine Abweichung vom konzeptionellen Korsett das letzte Tüpfelchen auf dem i. Denn, dass sie auch rocken können, beweist zum Beispiel The overachievers. Aber andererseits...Nein, bleibt bitte so, wie ihr seid.

Anspieltipps

Das stimmungsvolle und schwermütig nach Luft ringende Scissors.
Das sich langsam aufbauende Proud evolution.

8.6 / 10