Du bist nicht zum ersten Mal beim springfestival in Graz. Wie gefällt es dir hier?

Sascha Ring: Ich war schon die letzten beiden Jahre hier. Zu Graz kann ich nicht viel sagen, weil wir immer relativ rasch weiterreisen. Das springfestival finde ich gut. Generell ist es eine feine Idee, viele unterschiedliche Venues in einer Stadt zu bespielen. Das schafft ein tolles Flair. Im Orpheum bin ich zum ersten Mal und es gefällt mir besser als die Stadthalle. Unser aktuelles Programm würde dort auch nicht funktionieren.

In deinem jüngsten Projekt hast du die Musik zu Sebastian Hartmanns Inszenierung von Tolstois Krieg & Frieden komponiert. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was erwartet die Besucher heute Abend?

Sascha: Das war Neuland für mich. Sebastian (Hartmann, Anm.) mag meine Musik und hat mir angeboten, das Theaterstück akustisch zu untermalen. Ich wusste zunächst nicht, was mich da erwartet und habe deshalb nur zögerlich zugestimmt. Den Roman hatte ich auch nicht gelesen. Nachdem aber Dramaturgie immer schon eine wichtige Rolle in meiner Arbeit gespielt hat, war ich neugierig. Alles Weitere hat sich nach und nach entwickelt. Erst kamen die Entwürfe für die Musik, dann wurde mir klar, dass dieses Projekt nicht so schnell beendet sein würde. Sebastian wollte keine statische Begleitung, sondern verlangte, dass ich bei jeder Aufführung live performe. So entwickelten sich die Stücke permanent weiter, bis die Idee aufkam, eine Platte aufzunehmen. Live-Shows waren dann der nächste logische Schritt.

Die Musik funktioniert für sich?

Sascha: Ja, wobei ich visuelle Unterstützung vom Transformer-Kollektiv habe. Mit den Jungs arbeite ich schon länger zusammen, so hat sich das angeboten.

Simon (Teil des Transformer-Kollektivs): Wir können natürlich nicht eine so große Theaterproduktion ersetzen, aber die Bühnenshow von Apparat runden wir mit unterschiedlichen visuellen Elementen ab und können so die Musik nach Bedarf hervorheben oder auch konterkarieren. Dabei verzichten wir weitestgehend auf übliche Visuals und versuchen wieder analoge Wege zu gehen. Es gibt nur ein grobes Gerüst, der Rest entsteht spontan.

Sascha: Das ist bei der Musik ähnlich.

Die Festivalgäste werden heute also eine einzigartige Performance erleben.

Sascha: In einem gewissen Rahmen, ja. Die Shows unterscheiden sich jedes Mal.

Wie hast du die Uraufführung in Recklinghausen bei den Ruhrfestspielen erlebt? Das Publikum war ja nicht das übliche Apparat-Publikum.

Sascha: Das war spannend. Erstens dauert das Stück sechs Stunden. Bei einem deutlich höheren Altersschnitt im Publikum ist es klar, dass da am Ende nur noch die Hälfte dasitzt. Für mich war das eine neue Erfahrung. Wenn mir das bei einem gewöhnlichen Konzert passiert, würde ich heulend zusammenbrechen (lacht). Und die Zuseher waren schon überrascht. In der ersten Pause ist eine alte Dame zu mir gekommen und hat gemeint, dass es sehr interessant sei, aber die "Geräusche" wären ihr zu laut. Sie hat meinen Beitrag zum Stück nicht einmal als Musik bezeichnet (lacht). Deshalb ist es auch gut, mit der Musik noch einmal gesondert auf Tour zu gehen. Da haben die Leute die Gelegenheit, Apparat separiert und komprimiert zu erleben. Unsere Show dauert nur eineinhalb Stunden. Und man muss sich nicht unbedingt mit dem gesamten Werk befassen. Tolstoi ist nichts für jedermann.

Was wirst du in Zukunft machen?

Sascha: Das weiß ich noch nicht genau. Derzeit arbeite ich noch an der Filmmusik für eine Schweizer Indie-Produktion. Ich kann mir aber schon wieder etwas in Richtung Theater vorstellen. Es macht Spaß, unterschiedliche Kunstrichtungen und Disziplinen zu kombinieren. Auf jeden Fall ist das eine große Herausforderung.