Was ist Mindconsole?

Markus: Ein visuelles Konzeptbüro. Wir wollten nach unserem Studium (Infodesign an der FH Graz, Anm.) einfach nicht in einer Agentur landen, sondern unseren eigenen Weg gehen. Im Jänner 2009 haben Michael und ich unsere Ideen umgesetzt und Mindconsole gegründet. Das bewegte Bild - Video und Motion - steht dabei klar im Vordergrund. So sind wir auch zu den Visuals gekommen. Uns war immer wichtig, dass Teile unserer Arbeit nach wie vor eine Selbstverwirklichung ohne kommerziellen Kontext darstellen.

Und das funktioniert auch so bei euren Aufträgen?

Markus: Letztlich ist natürlich der Kunde König, das wird sich nie ändern, aber das ist auch abhängig vom Auftrag. Oft verderben zu viele Köche den Brei. Bei den Visuals handelt es sich mehr um Eigenkreation mit freier Hand. Das ist für uns aber auch nur das kreative Outlet. Wenn überhaupt, dann können visuelle Urgesteine wie Fritz Fitzke oder 4youreyes von Projektionskunst am ehesten leben, wir ganz sicher nicht.

Welche Leistungen bietet Mindconsole noch an?

Markus: Grundsätzlich sehen wir uns nicht als klassische Dienstleister. Trotzdem machen wir natürlich immer wieder Jobs, die in diese Kategorie fallen wie zum Beispiel Videoproduktionen bei den Fashionweeks. Aber selbst da versuchen wir, unsere eigenen Ideen einzubringen. Wir haben uns auf die Bereiche Video und Animation spezialisiert: Werbung, Imagefilm, bewegte Infografiken, Visuals. Print oder Online machen wir gar nicht mehr.

Michi: Der Bereich Visuals ist mittlerweile ein separater Bereich bei Mindconsole geworden. Da arbeiten auch schon mehr Leute mit. Was das betrifft, sind wir offen. Je nach Zeit und Ressourcen werden Projekte frei umgesetzt, da gibt es nur grobe Richtlinien. Anders als bei Aufträgen wie Clips für Veranstaltungen und Firmen, wo es klare Vorgaben gibt. Diese Trennung wollen wir uns auch erhalten, so gibt es immer genügend Platz, um sich kreativ ausleben zu können.

Was verdient ihr mit Visuals?

Markus: Als VJ in Österreich gibt es Gagen im Bereich von 50 bis 300 Euro, je nach Größe des Festivals. Bei Größen wie David Guetta ist das wohl nach oben hin offen.

In Graz gibt es eine verhältnismäßig hohe Dichte an VJ-Kollektiven.

Markus: Ja, dafür ist sicher auch die FH verantwortlich. Dort gibt es VJ-Workshops für die Studierenden. Und das Generierte wurde meist auch beim Springfestival gezeigt. Die Idee an sich gibt es ja schon lange. Das hat mit Overhead- und Diaprojektoren angefangen. In Wien gibt es Urgesteine wie Lichttapete, die schon die schon lange im Projektionsbereich arbeiten. In Berlin sind Visuals schon wieder tot. Dort ist man der Meinung, das würde nur von der Musik ablenken.

Wie entstehen Visuals?

Michi: Da gibt es unterschiedliche Ansätze. Du kannst Objekte tatsächlich mit einer Kamera filmen, machst daraus kleine Clips und bearbeitest die dann mit einer VJ-Software. Es gibt die Möglichkeit, dass du mit Programmen live generierst. Du kannst aber auch einfach nur Fotos hernehmen und die dann bewegen und bearbeiten. Alles, was du dir analog oder digital grafisch vorstellen kannst, findet Verwendung.

Markus: Die zweite Frage lautet: Worauf projiziert man. Ist es 2D, eine Leinwand oder eine Videowall. Oder ist es ein dreidimensionales Objekt wie etwa ein Haus. Das nennt man Mapping, das ist klarerweise aufwendiger und auch teurer.

Unlängst war Amon Tobin mit seiner Show "Isam" in der Grazer List-Halle beim Springfestival zu sehen. Die Musik rückt da schon beinahe in den Hintergrund. Wohin geht die Reise?

Markus: Das freut uns natürlich. Trotzdem muss man sagen, dass die Leute zum Tanzen fortgehen. Ob es jemals ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Musik und Visuals geben wird, bezweifle ich. Auch wenn die Leute heute schon eher an ein audiovisuelles Gesamtkonzept gewöhnt sind als noch vor wenigen Jahren.

Michi: Wenn die Beamer ausfallen, ist die Party noch nicht vorbei. Aber wenn die Musik ausfällt, gehen die Leute nach Hause (lacht). Aber es kommt immer auf den Kontext an. Bei Massive Attack zum Beispiel funktioniert das Gesamtkonzept sehr gut. Die arbeiten aber mit LED, das ist dann auch eine Geldfrage.

Ihr werdet auch beim Urban Art Forms Festival am Schwarzl präsent sein.

Michi: Ja, zum einen der Slot mit Beltek (Donnerstag, 22 Uhr, 2nd Stage). Außerdem projizieren wir vorproduziertes Material, welches dann auf dem Aussichtsturm zu sehen ist.