Vier Menschen in einem Bett – hier keine Seltenheit. Heidi, Juklas, Becky und Akki heißt das Quartett, das in der ARD-Serie „Tod den Lebenden“ eine polyamore Beziehung pflegt. Doch die gemeinschaftliche Lebens- und Liebesform ist nicht der einzige Handlungsstrang, der sich über sechs Folgen entfaltet. „Wir wollten mit universellen Themen arbeiten“, sagt Regisseur Tom Lass (40), Themen, die seine Generation beträfen.

Mut zur Absurdität

Da wären freie Liebe, Klimawandel, Krankheit, Kinderwunsch, Wohnungsnot – all das trifft den Nerv der Zeit und wird geschickt und oft auf wahnwitzige Weise miteinander verknüpft. „Keiner trennt sich!“, lautet die wichtigste Regel der WG, die die manipulative Anführerin Heidi (Odine Johne) bestimmt, ihr konfliktscheuer Partner Juklas (Julius Feldmeier) folgt ihr dabei wie ein treuer Schoßhund. Die von allen ausgenutzte Becky (Kristin Suckow) soll das gemeinsame Kind kriegen und Akki (Lea van Acken) ist der begehrte Neuzugang, den Heidi mit keinem teilen will. Doch als Heidi die Diagnose einer tödlichen Krankheit erhält, die noch dazu vom Klimawandel (!) ausgelöst wurde, wird alles anders, sodass sie zu drastischen Mitteln greifen müssen.

Absurde Momente, die die Serie mit Humor spicken, wurden bewusst eingesetzt: „Durch Absurdität können Dinge sichtbar gemacht werden, die man mit purem Realismus nicht zeigen kann“, erklärt Tom Lass.

Heidi (Odine Johne) und Juklas (Julius Feldmeier)
Heidi (Odine Johne) und Juklas (Julius Feldmeier) © (c) ARD Degeto/Finnegan Koichi Goden

Durch Improvisation entstanden

Die Geschichte entstammt nicht etwa einem Drehbuch, sondern entstand durch Improvisation. Lass hatte in Berlin ein sogenanntes „ImproLab“ errichtet. Dort fanden Schauspieler durch Zufall – und Sympathie – zusammen und begannen, vorgabenfrei zu spielen. Odine Johne: „Beim Drehen ohne Geld oder Sender konnten wir ergebnisoffen die Beziehungen spinnen. Es war klar, wir müssen uns nicht ,reinkrampfen‘.“

Hauptdarsteller in Graz engagiert

Auch der deutsche Schauspieler Julius Feldmeier, der zwischen 2012 und 2014 am Grazer Schauspielhaus engagiert war, lobt die Dynamik beim Drehen: „Ich bin in meinen zwölf Jahren in dieser Profession immer schon auf der Suche nach einer Art Ensemblegedanken, einem gemeinsamen Schaffensprozess gewesen, bei dem aus einer Gruppe heraus etwas wachsen darf.“ Diesen „Ensemblegedanken“ hätte er nach langer Zeit bei „Tod den  Lebenden“ wieder gefunden. Er hatte ihn bereits zuvor verspürt – und zwar in Graz: „Am Schauspielhaus herrschte ein kollegiales und zugewandtes Miteinander, ich hatte das Gefühl, ich kann mit jeder Person jederzeit ins Gespräch gehen.“ Sowohl mit einigen Kollegen als auch mit der damaligen Intendanz und Dramaturgie stehe er immer noch in Kontakt. Auch die Zusammenarbeit mit Regisseurin Yael Ronen, mit deren Stück „Hakoah Wien“ er über Graz hinaus mehr als 70 Vorstellungen hatte, schätzt Feldmeier bis heute. „Ich wurde beschenkt in Graz.“

Ab heute in der ARD-Mediathek, und ab Samstag, 21.45, auf ARD.